Weltfrauentag

Who cares? Die Corona-Heldinnen müssen erhalten, was sie verdienen

Die Pandemie hat deutlich gemacht, was viele wussten, aber nicht sehen wollten: Ohne die Arbeit vieler Frauen, die leider meist prekär bezahlt wird, läuft in unserer Gesellschaft nichts.
Die Pandemie hat deutlich gemacht, was viele wussten, aber nicht sehen wollten: Ohne die Arbeit vieler Frauen, die leider meist prekär bezahlt wird, läuft in unserer Gesellschaft nichts.
Ohne die Arbeit von Frauen läuft in unserer Gesellschaft nichts. Das hat die Corona-Pandemie eindrucksvoll gezeigt. Es ist an der Zeit, ihnen zu geben, was sie wirklich verdienen: eine anständige Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.

Jedes Jahr erinnert uns der Weltfrauentag am 8. März daran, dass wir noch einen langen Weg vor uns haben, bis Frauen und Männer gleichberechtigt sind. Selbst heute, im 21. Jahrhundert, ist der Tag noch immer eine Erinnerung daran, dass Frauen weiterhin dafür kämpfen müssen, nicht nur auf dem Papier, sondern im wirklichen Leben gleichberechtigt zu sein. Doch dieses Jahr ist der Frauentag anders. Die Pandemie hat deutlich gemacht, was viele wussten, aber nicht sehen wollten.

Ohne die Arbeit vieler Frauen, die leider meist prekär bezahlt wird, läuft in unserer Gesellschaft nichts. Krankenschwestern, Reinigungskräfte, Supermarktkassiererinnen und Erzieherinnen, und Altenpflegerinnen arbeiten alle unter den härtesten Bedingungen, zu oft ohne ausreichende Absicherung, faire Bezahlung oder soziale Anerkennung. Als Europaabgeordnete ist es unsere Pflicht, an zwei Fronten zu kämpfen: Gegen soziale Vorurteile in der Gesellschaft und für konkrete Gesetzesinitiativen zur Beseitigung dieser Ungerechtigkeit.

Wir müssen Tabus brechen

Noch zu viele Männer weigern sich, die Hälfte der Arbeit zu übernehmen. Traditionell sind Frauen diejenigen, die sich kümmern und pflegen. Dieser psychische Druck, der schon Großmütter und Mütter belastet hat, ist ein Grund dafür, warum so viele Frauen unter enormem Zeit- und Energieeinsatz für ihre Familie und den Haushalt sorgen. Oft wird diese Care-Arbeit ohne jegliche Vergütung geleistet, und wenn Pflege professionalisiert stattfindet, dann unter sehr schlechten Arbeitsbedingungen. Nur weil wir Frauen sind.

Eine echte Veränderung wird es nur geben, wenn die partnerschaftliche Aufteilung von Care-Arbeit zum Alltag in jedem Haushalt, in jeder Familie und jedem Paar gehört. Dafür gilt es, Tabus zu brechen. Care-Arbeit muss endlich eine gemeinsame Verantwortung werden. Besonders für Kinder sind Vorbilder wichtig. Deshalb ist es auch an der Zeit, dass in der Erziehung mehr in Gerechtigkeit und Gleichberechtigung investiert wird.

Gleichbehandlung muss überall gewährleistet sein

Die EU hat bereits im Herbst 2017 in Göteborg in einer Grundsatzerklärung die Europäische Säule sozialer Rechte verabschiedet. Der zweite Grundsatz dieser Säule lautet: „Die Gleichbehandlung und Chancengleichheit von Frauen und Männern muss in allen Bereichen gewährleistet und gefördert werden, auch in Bezug auf die Beteiligung am Arbeitsmarkt, die Beschäftigungsbedingungen und den beruflichen Aufstieg. Frauen und Männer haben das Recht auf gleiches Entgelt für gleichwertige Arbeit.“ Von diesem Ziel sind wir jedoch noch weit entfernt, dafür müssen noch konkrete Maßnahmen umgesetzt werden.

Eine aktuelle Studie beziffert die unbezahlte Care-Arbeit vieler Frauen, die diese Aufgaben oft nach einem langen Arbeitstag erledigen müssen. Im Jahr 2019 waren von allen Teilzeitarbeitsplätzen in der EU 73,8 Prozent von Frauen besetzt. Ohne eine klare Politik zur gleichberechtigten Karriereentwicklung werden Frauen am Ende immer ihre Karriere opfern, was sich auf die Frauen-Erwerbsquote und die Jobqualität auswirkt.

Frauenrechte jeden Tag aufs Neue verteidigen

Auf die Forderung der Sozialdemokrat*innen hin hat die EU-Kommission am Donnerstag endlich einen Vorschlag für eine Richtlinie zur Lohntransparenz vorgelegt. Dies ist jedoch erst der Anfang. Mit dem Sozialgipfel in Porto im Mai 2021 haben wir nun die Chance, über die Göteborg-Ziele hinauszugehen. Die portugiesische EU-Ratspräsidentschaft will der Europäischen Säule sozialer Rechte einen feministischen Impuls geben. Solange die Ungleichheit zwischen Männer und Frauen die Strukturen unserer Arbeits- und Sozialsysteme zersetzt, wird es keine Gerechtigkeit geben. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig die Arbeitsleistung all dieser Frauen für unsere Gesellschaft ist. Jetzt ist es an der Zeit, ihnen zu geben, was sie wirklich verdienen: eine anständige Bezahlung und bessere Arbeitsbedingungen.

Im Europäischen Parlament werden wir weiterhin darauf drängen, dass sowohl der europäische Wiederaufbaufonds als auch das EU-Budget die Situation von Frauen berücksichtigt und in allen Politikbereichen auf Gleichstellung hingearbeitet wird. Nur so können wir sicherstellen, dass Frauen eines Tages am 8. März nicht mehr auf die Straße gehen, um ihre Rechte einzufordern, sondern um sich an den langen Kampf vorangegangener Generationen zu erinnern. Weil sie genau wissen, wie wichtig es ist, Frauenrechte jeden Tag aufs Neue zu verteidigen, um nie wieder einen Schritt zurück zu machen.

Der Text erscheint übersetzt parallel in Medien in Portugal, Spanien, Schweden, Frankreich, Malta, Finnland, Rumänien, Bulgarien, Italien, Polen, Österreich, Ungarn und Litauen.

weiterführender Artikel

Kommentare

Vorwärts

Ganz meine Meinung: Die Menschen (nicht alle sind weiblich) in den Pflegeberufen sollten anständig bezahlt werden und auch die Arbeitszeiten sollten geregelter sein. Das Problem ist schon alt, mit Corona wurde es vor 1 Jahr bewußter, aber getan hat sich nichts. Da könnte der Hubertus Heil mal mit einem Gesetzesvorschlag oder sowas die öffentliche Diskussion befeuern - zum Schrecken der afd, der CDSU und einiger Leute in den eigenen reihen. Mit der Diskussion über die Partikularinteressen von Frauen in Aufsichtsräten, wie das manche SPDler:innen machen, kommen wir einer gerechten Gesellschaft für ALLE MENSCHEN nicht näher.

Hey,

Dieser Kommentar wurde gelöscht, da er gegen Punkt 5 der Netiquette verstößt. Aus Gründen des deutschen Namensrechts werden Beiträge gelöscht, deren Autor unvollständige (nur Vor- oder Zuname), geschützte Namen oder Pseudonyme benutzt.

wir bauen hier alle

möglichen Fronten gegeneinander auf. Nicht nur die Heldinnen, auch die Helden müssen bekommen, was sie verdienen