Pressekonferenz

Panzer an die Ukraine: Was SPD-Chef Klingbeil sagt

Jonas Jordan23. Januar 2023
SPD-Chef Lars Klingbeil hat sich am Montag klar zu Waffenlieferungen an die Ukraine geäußert.
SPD-Chef Lars Klingbeil hat sich am Montag klar zu Waffenlieferungen an die Ukraine geäußert.
Viel wird derzeit über die deutsche Unterstützung für die Ukraine im Krieg gegen Russland und mögliche Panzerlieferungen diskutiert. Der SPD-Vorsitzende Lars Klingbeil hat am Montag in Berlin klar Position bezogen.

Am Montag tagte in Berlin das Präsidium der SPD. In seiner Sitzung beschloss es unter anderem ein Papier zur Neuausrichtung der sozialdemokratischen Außenpolitik. Auf der anschließenden Pressekonferenz mit Parteichef Lars Klingbeil standen aber elf Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine wieder einmal Art und Umfang der deutschen Unterstützung für das angegriffene Land im Mittelpunkt. Klingbeil äußerte sich deutlich zu zuletzt viel diskutierten Fragen.

...über die deutsche Führungsrolle in Europa:

„Ich finde es sehr verkürzt, dass man die Führungsrolle an einem Waffensystem ableitet. Der Grundsatz, den der Bundeskanzler seit dem 24. Februar verfolgt, dass er sagt, wir stimmen uns eng international ab und wir achten darauf, dass wir selbst nicht Kriegspartei werden, ist ein Grundsatz, der die volle Rückendeckung in der SPD hat. Das ist heute im Präsidium auch noch einmal deutlich geworden, dass wir diesen Kurs zu 100 Prozent unterstützen.“

...über die öffentliche Debatte bezüglich möglicher Panzerlieferungen:

„Ich rate dazu, dass wir solche öffentlichen Diskussionen auch innerhalb der Koalition nicht führen. Es ist eine historisch bedeutende Situation, in der wir gerade sind. Wir werden in 20, 30 Jahren noch auf diese Tage zurückgucken und auf Entscheidungen, die ein deutscher Bundeskanzler jetzt gerade zu treffen hat. Dass sich Olaf Scholz in solch einer Phase mit internationalen Partnern abstimmt und sich nicht unter Druck setzen lässt, ist genau richtig. Ich erlebe in den letzten Tagen aufgeregte Debatten, Twitter-Meldungen, aufgeregte Überschriften bis hin zu Beleidigungen, die ich in der deutschen Politik nicht für sinnvoll halte. Der größte Gefallen, den wir Wladimir Putin tun können, ist, dass wir uns auseinanderdividieren lassen. Das sollten wir nicht tun.“

...über die deutsche Unterstützung der Ukraine:

„Deutschland ist ein starkes Land, was die Unterstützung der Ukraine angeht. Wir sind finanziell mit der stärkste Partner. Was die Waffenlieferungen angeht, sind wir auf Platz zwei oder drei. Also kann niemand einen Zweifel daran haben, dass wir die Ukraine unterstützen. Für mich selbst gilt, dass es keine roten Linien gibt. Ich denke, in diesem Sinne wird der Bundeskanzler auch Entscheidungen gemeinsam mit unseren Partnern treffen, aber diese Entscheidungen werden intern vorbereitet, getroffen und erst dann verkündet.“

...über die mögliche Lieferung von Leopard-Panzern durch andere Länder an die Ukraine:

„Das normale Verfahren in der Bundesregierung ist, dass Partner Anträge stellen. Diese Anträge werden dann in der Bundesregierung bewertet. Da will ich mich als Parteivorsitzender nicht einmischen. Stand gestern ist auch noch gar kein Antrag aus Polen da. Ich lese sehr viel über die polnische Position und verstehe auch, wie diese Positionen zustande kommen.“

...über den Streit im Ukraine-Kurs innerhalb der drei Ampel-Parteien:

„Ich weiß, was ich als Parteivorsitzender machen würde, wenn aus meiner Partei andauernd solche Querschüsse kämen. Da würde ich mit den entsprechenden Leuten mal reden. Das wirft auch kein gutes Licht auf die eigene Parteiführung, wenn welche andauernd so unterwegs sind, aber ich will keine Konflikte weiter anheizen, weil ich glaube, dass in dieser historischen Phase sehr genau geguckt wird, wie geschlossen man agiert. Es schwächt die Leute doch auch selbst, wenn man nicht die Erfolge in den Mittelpunkt stellt, sondern immer nur mögliche Defizite.

In Ramstein hat die Bundesregierung ein 1,1-Milliarden-Paket auf den Weg gebracht, nachdem wir bislang knapp zwei Milliarden Euro an Militärhilfen hatten. Wer da sagt, das ist nichts, der war in Mathe nicht gut. Ich akzeptiere nicht, wenn Vertreter der Koalition es so darstellen, als hätten wir nichts gemacht. Das stimmt definitiv nicht.“  

...über den weiteren Zeitplan:

„Ich vertraue darauf, dass das jetzt alles im Bündnis besprochen wird. Es bleibt bei dem, was Boris Pistorius gesagt hat: Wir kriegen da eine schnelle Entscheidung. Wir wollen, dass der Weg, die Ukraine zu unterstützen, weitergeht. Wir liefern heute auch schon schweres Gerät. Seien Sie sich sicher, es wird weitere Signale der Unterstützung für die Ukraine geben.“

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Kommentare

na was sagt er denn- NEIN- ist das, was wir

hören wollen. Erst die Helme, dann Geparden, danach Marder - jetzt ist Schluss, die Ukraine muss von ihren Vorstellungen abrücken, zurück zu den Grenzen von Anno Krug geht nur gegen die Russen auf der Krim und in den Ostgebieten. Leoparden ermutigen nur das Festhalten an unhaltbaren Forderungen. es geht um die Menschen, nicht um Linien , die irgendwann einmal von irgendwem auf den Globus gezeichnet wurden. Und dann noch eines: was kommt, wenn die Leoparden es nicht bringen? Kommt dann der Panther von Rheinmetall? Oder sind wir dann bei Atomwaffen, zu denen wir auch kommen, wenn es die Leoparden schaffen sollten- da kann es doch keine Frage geben. Scholz weiß das, andere verleugnen die Wahrheit

NEIN- ist das, was wir hören wollen

Volle Zustimmung, denn es wird nur weitere Eskalationen bis zum Atomkrieg geben. Danach ist alles zu Ende.

Deshalb kann die Haltung von Olaf Scholz nur begrüßt werden, wenn auch die Scharfmacher von "C"DU/"C"SU und Frau Panzer Zimmermann sowie andere leider auch von den Grünen und der SPD Leoparden liefern wollen.

Wie Sie schreiben: Was wird die nächste Waffe sein?

Peter Boettel

Volle Zustimmung!

NEIN

Von der Bundesregierung muss eine Initiative zu Waffenruhe und Frieden ausgehen!
Mit Panzern und sonstigem Schießzeug fördert man das Töten und Sterben und die Zerstörung von Infrastruktur. Auch die einheimische Bevölkerung leidet wegen massiven Wohlstandsverlustes - da ist die Bundesregierung in der Verantwortung.

Armin Christ

Volle Zustimmung!

Wenn die Forumkommentare ...

... tatsaechlich die Haltung der SPD darstellte, so wuerde ich nun, nach Agenda 2010, Schroeders Reinfallen auf Putins Scheinfeundschaft als Teil der Vorbereitung auf die Restitution einer russischen Grossmacht in Europa nach dem Vorbild des 19/ 20. Jhs., der Partei Helmut Schmidts endgueltig den Ruecken kehren. Und selbst wenn es einen Atomkrieg gaebe, waere ich nicht bereit auf diese Drohung hin vor Putin einen Bueckling zu machen. Es waere gut, wenn die russische Foederation in mehrere Teile zerbraeche und wir endlich Ruhe haetten vor denen. Die Russen befinden sich in einem Kolonialkrieg, den die uebrigen Kolonialmaechte bereits im letzten Jh. abgeschlossen hatten. Will man wirklich die "Eroberungen" der RuSSen in der Ukraine anerkennen, damit Ruhe ist? Chamberlain wuerde heute seinen Fehler einsehen - wenn wir die Ukraine sausen lassen, brauchen wir die paar Leos dann in nicht allzu langer Zeit selbst im Gefecht! Der Mangel an diesen ist der einzige Grund nicht zu liefern. Ohne militaerische Staerke wird man von Russland nur annektiert, die bleiben nicht an der Ex-DDR-Grenze stehen, weil Schroeder mit denen so gut kann. Tschechenien, Georgien, Krim, Unkraine, Moldau, ...

grandiose Idee, die Zerschlagung Russland, und dann

weitere Staaten mit verunreinigter ethnischer Zusammensetzung und dem daraus resultierenden Bedarf an ethnischen Säuberungen. Sie reduzieren Russland auf das, was Putin losgetreten hat, und was mit Blick auf die russische Geschichte insgesamt ein tatsächlicher Vogelschiss ist. Wie erklären Sie, dass die Nachfahren der deutschen Auswanderer und Siedler des 17. und 18 Jahrhunderts heute noch deutschsprachig sind? Dafür kann es nur eine Erklärung geben. Russland ist so minderheitenfreundlich, wie andere vorgeben zu sein, es aber tatsächlich nicht sind. Der Umgang mit den im Baltikum lebenden Russen spricht Bände. Aber das sind ja Russen, und für die gilt ja scheinbar wieder eine für überkommen angesehene Bewertung, die ich hier nicht wörtlich zitieren will/ darf

Ich kann Ihnen nicht folgen

Was soll das mit den ethischen Saeuberungen usw.? Klar ist Russland mehr als Putin, aber derzeit ist Russland eine tatsaechliche Bedrohung auch fuer uns. Deshalb wollen unsere oestlichen Nachbarn unter keinen Umstaenden wieder unter die russische Hegemonie kommen - das sollte man mit aller Macht verhindern. Minderheitenfreundlich? Davon schrieb ich nicht, wobei ja offenbar die nichtrussischen Minderheiten zuerst verheizt werden in der Ukraine, wenn man das so glauben kann. Und wenn - man erlebt es hierzulande auch - Russen sich zu ihrem imperialen Alphamaennchen bekennen, so mache ich schon den Unterschied zu den Russen, die in der heutigen Zeit angekommen sind und die Putin-Gang und deren Bestreben ablehnen. Hat alles mit Ethnie nix zu tun. Ist wie mit unseren Braunen, die sind ja nicht Deutschland und regieren nicht, in Russland offenbar schon. Was haben die in der Ukraine zu suchen? Gas, Mineralien, Oel, Bodenschaetze, Weizenfelder, Nutzmenschen, Land .... einfach nur Imperialismus. Bitte jetzt nicht: "Aber USA ..." - die sind mir millionenfach lieber als Hegemon. EU oder Deutschland ganz eigenstaendig geht wg. mangelnder Verteidigungsfaehigkeit derzeit nicht.

der Brexit ist im Kleinen, was der Zerfall der SU im Großen ist

- wobei ich nicht Missverständen werden will, ich kann das nachvollziehen und will die SU nicht Glorifizieren, das hätte sie wahrlich nicht verdient. Aber fakt ist doch, dass - wenn einmal, und dann auch noch für solange Zeit multinationale Strukturen bestanden, wobei selbst in den Teilrepubliken keine rein nationalen Strukturen bestanden, ein Rückfall auf nationalebene immense Probleme nach sich zieht- nicht nur im Osten ist das so, auch Ex- Jugoslavien belegt, was auf der Hand liegt und ich hier vortragen muss, der Nachfrage wegen. In solchen Staaten geht dann ethnisch einiges Durcheinander. Erst in der "gewonnenen" nationalen Struktur wird problematisch, was vorher unproblematisch war- in den in 30 Jahren Mitgliedschaft-EU o in 80 Jahren Einheitsstaat. Stalin war kein Russe, Chrustschow war es auch nicht- und die Russen halten denen ihr Nichtrussensein nicht vor. In der SU konnten Verwaltungsstrukturen per Order des ZK verändert werden, so geschehen mit der Krim 1956. So gefundene Strukturen können mE keinen Ewigkeitswert beanspruchen. Hier müssen alle vernünftig agieren, und nicht nationalistisch- der Platz reicht nicht.. wer das nicht verstehen kann/will, dem kann i.n.helfen

Ich verstehe Sie jetzt besser,

ich wollte auch keinen Nationalismus preisen. Es geht letztenmdlich nur gemeinsam, egal wie wer spricht oder aussieht oder welche Ethnie wer hat - ich gebe Ihnen in diesem Punkt vollumfaenglich Recht.

Zu Tom Kaperborg

"Und selbst wenn es einen Atomkrieg gaebe, waere ich nicht bereit auf diese Drohung hin vor Putin einen Bueckling zu machen."

Ihre Aussage ist unfassbar!

Sie sollen keinen Bückling vor Putin machen. Niemand soll das.
Aber Sie sollten ihren Verstand benutzen!

Mein Verstand wird genutzt und zwar gruendlich.

Nachgeben heisst zu weiterer Eskalation einladen. Verhandeln ja, aber mit ausreichender Verhandlungsposition. Putin sagte, dass er die Nato an der Ostgrenze entbloessen will ("entmilitatrisieren") - dann ist der in einer Woche an der polnischen Grenze mit einem aehnlichen Aufgebot wie in der Ukraine - in absehbarer Zeit auch bei uns. Putin hat die Waffen gezogen und nun muss man gegenhalten, sonst hat man verloren, denn der geht soweit wie man ihn laesst. Uebrigens bin auch ich dagegen unsere Leo2 nach UKR liefern: Wenn nun UKR ein Ablenkungsmanoever ist und dann nach Abgabe der Waffen nun andere angegriffen werden? Ansonsten wie in den 80ern: Ruesten, bis zur Aufgabe des Gegners, hat schon mal funktioniert und wird wieder funktionieren. Vielleicht bekommt Russland dann nochmal eine zweite Chance, diesmal sollte man sich darum kuemmern, dass nicht wieder ein besoffener Jelzin und ein gewinngeiler Westen der naechsten imperialistischen Clique das Feld bereitet. Halten wir still ist es spaeter gefaehrlich, unterstuetzen wir mit Waffen ist es jetzt gefaehrlich - haette ich auch gerne anders. Die gute Politik des hochgeschaetzten W. Brandt war nur moeglich mit der Firepower de Nato.

„Mein Verstand...

Ruesten, bis zur Aufgabe des Gegners, hat schon mal funktioniert“.

Deutschland allein könnte die Russische Föderation totrüsten, die wirtschaftliche Kraft dazu wäre (wahrscheinlich) vorhanden: Das BIP Deutschlands ist doppelt so hoch wie das Russlands, (das der EU ist sogar 8mal so groß). Einen Gegner totzurüsten, ist eine alte strategische Option.

Was würde passieren, wenn wir so Russland gefügig machen wollten? Russland würde sich auf eine Abschreckung besinnen müssen - Abschreckung ist ja derzeit bei unseren Wortgewaltigen ein Wundermittel -, die unsere für es unerreichbare konventionelle Hochrüstung (über)kompensiert: Es müsste sich mehr und eher, also niederschwelliger, atomar verteidigen. Es könnte auch einen Cyber-Krieg entfachen oder unsere Infrastruktur mit Bolzenschneidern und Böllern empfindlich schädigen.
Es könnte natürlich auch sein, dass Russland still und verängstigt unserem Treiben zusieht. Davon sollten wir aber vielleicht besser nicht ausgehen, oder?

„Denken in Szenarien“ (Klingbeil)!

"Selbst wenn es einen Atomkrieg gäbe, ..."

Ein kluger Mann hat kürzlich im Spiegel einen (inhaltlich) gleichen Satz so kommentiert: "Ist das noch Unsinn oder schon religiöser Wahn?". Ich fürchte, um nicht zu verzweifeln, muss man zum Zyniker werden.

Zu spät!

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