Landesvorstand

Nach Landtagswahl: Was die SPD in Hessen nun plant

Jonas Jordan11. Oktober 2023
Die SPD-Landesvorsitzende und ihre Stellvertreter nach der verlorenen Landtagswahl (v.l.): Kaweh Mansoori, Nancy Faeser, Timon Gremmels.
Die SPD-Landesvorsitzende und ihre Stellvertreter nach der verlorenen Landtagswahl (v.l.): Kaweh Mansoori, Nancy Faeser, Timon Gremmels.
Nach der verlorenen Landtagswahl hat sich der Landesvorstand der hessischen SPD getroffen. Zwei Beschlüsse stehen für die Partei nach dem historisch schlechtesten Ergebnis nun im Fokus.

Mit 15,1 Prozent hat die hessische SPD mit Spitzenkandidatin Nancy Faeser am Sonntag ihr schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl in diesem Bundesland eingefahren. Zum ersten Mal gewann die SPD kein einziges Direktmandat, bei der vorherigen Wahl im Jahr 2018 waren es noch zehn. Vor allem in ihrer früheren Hochburg Nordhessen büßte die Partei enorm ein. Anfang der Woche traf sich der Landesvorstand der Partei, um über die Lehren aus der Wahlschlappe zu beraten. Über die Ergebnisse dieser Beratungen informierte die Landesvorsitzende Nancy Faeser die hessischen SPD-Mitglieder per E-Mail.

Historisch schlechtes Ergebnis „schonungslos“ aufarbeiten

Das Wahlergebnis bezeichnete sie als Zäsur für die hessische Sozialdemokratie. „Wir konnten mit unseren landespolitischen Themen bei den Wählerinnen und Wählern nicht durchdringen. Uns ist es nicht gelungen, den öffentlichen Fokus auf die Probleme in Hessen zu legen“, hieß es außerdem darin. Gleichzeitig zeigte sich Faeser zuversichtlich: „Dennoch sind Wahlergebnisse immer seltener in Stein gemeißelt. Verlorene Wählerinnen und Wähler lassen sich mit den richtigen Ideen zurückgewinnen. Mit unserer breiten kommunalen Basis in den Landkreisen, Städten und Gemeinden bringen wir eine deutlich stärkere Verankerung in Hessen ein als das Wahlergebnis vom 08. Oktober suggeriert.“

Mit einer „schonungslosen Aufarbeitung“ will die hessische SPD die richtigen Lehren aus dem Wahlergebnis ziehen, „um gestärkt aus dieser Niederlage hervorzugehen und spätestens zur Europawahl wieder die soziale Antwort auf die Probleme der Menschen zu sein“. Der hessische SPD-Landesvorstand beschloss daher, dafür auch externe Unterstützung zu bemühen.

Sechser-Team für Gespräche mit CDU

Zugleich beschloss er, sich offen gegenüber Sondierungsgesprächen mit der CDU über eine künftige Regierungsbildung in Hessen zu zeigen. Die Gespräche soll ein sechsköpfiges Verhandlungsteam führen, das von Nancy Faeser geleitet wird. Außerdem sind die drei stellvertretenden Landesvorsitzenden Timon Gremmels, Kaweh Mansoori und Manuela Strube sowie Generalsekretär Christoph Degen und der Fraktionsvorsitzende Günter Rudolph mit dabei. CDU-Ministerpräsident Boris Rhein hatte angekündigt, neben seinem bisherigen Koalitionspartner, Bündnis 90/Die Grünen, auch SPD und FDP zu Gesprächen einladen zu wollen. Rechnerisch möglich wären sowohl ein Bündnis aus CDU und Grünen als auch eines aus CDU und SPD.

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Kommentare

„schonungslosen Aufarbeitung“

„schonungslosen Aufarbeitung“

Eine schonungslose Aufarbeitung würde bedeuten, dass man auch mal die Personalie Faeser auf den Prüfstand stellen würde. Neben dem allgemeinen Bundestrend hat auch gerade diese Personalie zur Abkehr der Wähler von der SPD beigetragen. Das zeigt sich schon daran, das die Ergebnisse für die SPD in Faesers Wahlkreis sogar noch schlechter waren als das Gesamtergebnis der SPD in Hessen. Erhoft hatte man sich ja eigentlich das Gegenteil.

Das klingt eher nach Zweckoptimismus

als nach schonungsloser Aufarbeitung.

Wenn die Genossien Faeser doch lieber Bundesinnenministerin bleiben will, anstelle in die Landespolitik zu gehen, dann sollte sie besser noch vor Gesprächen mit MP Rhein den Landesvorsitz niederlegen.

Nancy Faeser oder Horst Seehofer 2.0

Man hatte ja die Hoffnung, dass wenn das Innenministerium endlich der Union entrissen wurde, dass man endlich eine Innenministerin haben würde, die sich für Bürgerechte und Demokratie einsetzt. Leider kann davon keine Rede sein, sicherheitspolitisch ist Faeser voll auf Linie von Horst Seehofer und der CDUCSU.

Vorratsdatenspeicherung? Findet Nancy toll.
Mehr anlasslose Überwachung? Klar doch.
Vollständige Aufhebung des digitalen Briefgeheimnisses mit der Chatkontrolle? Nancy ist dafür und wir verdanken es ausschließlich der ansonsten weitgehend nutzlosen FDP, dass Deutschland hier nach dem Uploadfilter und Leistungsschutzrechtsdesaster endlich einmal nicht auf EU Ebene für eine weitere Einschränkung von Bürgerrechten steht.

Ich verstehe es ehrlichgesagt nicht. Nicht nur sollte die SPD als eine von historischen Diktaturen geprägte Partei sensibler mit Bürgerrechten sein, auch strategisch macht das Nacheifern von Unionshardlinern keinen Sinn.

Wenn ich Uploadfilter, Vorratsdatenspeicherung, Staatstrojaner und Chatkontrolle geil finde, wähle ich Union. Wenn ich aber dagegen bin, hat die SPD absolut nichts anzubieten. Kann man gleich Union wählen.... :-(

Quittung

Wenn sozialdemokratische Programmatik weder in Bund noch in den Ländern sichtbar ist, dann braucht man sich über die Wahlergebnissein Hessen und Bayern nicht wundern. Wer den "Grünen" hinterherdeackelt muss auch für deren Fehler einstehen. Die Dämonisierung der afd fruchtet nicht; stattdessen müsste man sich inhaltlich mit der Programm auseinander setzen, aber dazu bräuchte man ein eigenes besseres Programm und daran scheint es zu hapern. Die Baustelle ist groß.