Internationaler Frauentag

Förderprogramme: So will die SPD die männliche Partei überwinden

Kai Doering07. März 2022
Mit gezielten Förderprogrammen will die SPD den Anteil von Frauen in Verantwortung erhöhen,
Der Anteil von Frauen in der SPD steigt, allerdings langsam. Mit Förderprogrammen versucht die Partei, das zu beschleunigen. Helfen können aber auch schon Kleinigkeiten.

Rosilin Bock und Hannah Elten hatten es irgendwann satt. Immer wenn es in der SPD um Außenpolitik ging, saßen die beiden Vorsitzenden des Fachausschusses für Internationale Politik, Frieden und Entwicklung der Berliner SPD einer Männerriege gegenüber. „Die außenpolitischen Gremien der SPD sind männlich dominiert“, sagt Elten.

„Feministische Außenpolitik“ in der Partei

Das hat auch Auswirkungen über die Partei hinaus: Nur drei der 13 SPD-Abgeordneten im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags sind ­Frauen. Bock und Elten, die an der Spitze des Fachausschusses die erste weibliche Doppelspitze innerhalb der SPD gebildet haben, entwickelten deshalb eine Idee, wie mehr Sozialdemokratinnen für ­Außenpolitik begeistert werden können: das „Netzwerk feministische Außenpolitik“. „Entstanden ist die Idee aus ­einer Veranstaltung beim Debattencamp 2020“, erzählt Hannah Elten. Das Konzept der „Feministischen Außenpolitik“ hatte sie schon länger beschäftigt. Im vergangenen Jahr traten die beiden damit an die Parteischule im Willy-Brandt-Haus heran. Im Mai könnte das Projekt starten. Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze hat bereits zugesagt, die Schirmherrschaft zu übernehmen.

Die einzige Frau im Raum

„Der Grundgedanke ist, dass sich außenpolitisch interessierte Frauen innerhalb der Partei vernetzen“, erklärt Hannah Elten. Über ein Jahr sollen sie sich dafür auch mit erfahrenen Persönlichkeiten austauschen, die bereits im internationalen Bereich aktiv sind, Bundestags- und Europaabgeordnete etwa. „Bei dem Projekt geht es nicht um Prestige“, betont Elten. „Wir wollen, dass sich in der SPD etwas verändert.“ Bei der Parteiführung rennen Bock und Elten damit offene Türen ein. „Nur, wenn eine moderne Parteikultur selbstverständlich wird, können wir auch mehr Gleichstellung erreichen“, schrieb der SPD-Co-Vorsitzende Lars Klingbeil im Vorwort des Gleichstellungsberichts der Partei für das vergangene Jahr. Der weist durchaus Erfolge aus: So lag der Frauenanteil bei den SPD-Mitgliedern im Jahr 2020 bei 33 Prozent, ein Plus von fast zwei Prozentpunkten innerhalb von zehn Jahren. „Der Frauenanteil unter SPD-Mitgliedern steigt zwar kontinuierlich, aber zu langsam“, sagt Klingbeil.

Zudem nimmt der Anteil von Frauen in Verantwortung von Ebene zu Ebene ab. 2020 waren 32 Prozent der Unterbezirks- bzw. Kreisvorsitzenden Frauen. Bei den Ortsvereinen waren es nur 24 Prozent. Eine Situation, die Wiebke ­Neumann nur zu gut kennt. Bis Ende vergangenen Jahres war sie im Willy-Brandt-Haus als „Koordinatorin Gleichstellung“ Ansprechpartnerin für Mitglieder aus dem gesamten Bundesgebiet. „Wenn man die einzige Frau im Raum ist, fällt es einem schwer, sich zu engagieren“, weiß Neumann. Ein großes Problem gerade auf Ortsvereinsebene sei nach wie vor die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Parteiarbeit. „Die Doppelspitze kann da eine echte Hilfe sein.“ Seit Ende 2019 ist es auf allen Ebenen der Partei möglich, zwei gleichberechtigte Vorsitzende zu haben. Eine von beiden muss dabei eine Frau sein.

Frauen an die Macht

Für mehr Gleichberechtigung müsse aber nicht immer die Satzung geändert werden. „Helfen kann schon, wenn bei Parteiveranstaltungen eine Kinderbetreuung angeboten wird oder sie nicht am späten Abend stattfinden“, weiß Neumann. Und selbst die frühzeitige Bekanntgabe von Terminen oder ein festes Sitzungsende helfen für die persönliche Planung. Tipps wie diese hat Neumann in diversen Handreichungen zusammengefasst, die im internen Bereich auf spd.de heruntergeladen werden können.
Seit etwa zehn Jahren bietet die SPD zudem das Programm „Frauen an die Macht“ an: Engagierte Sozialdemokratinnen werden dabei von professionellen Trainerinnen gecoacht, erhalten Ideen und Impulse für ihre Arbeit. Vor allem aber vernetzen sie sich auch über das einjährige Programm hinaus. Viele der mehr als 320 Frauen, die bereits teilgenommen haben, sind inzwischen in verantwortungsvollen Positionen auf Landes- oder Bundesebene tätig.

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