Nach der Wiederholungswahl

Berliner SPD will große Koalition mit der CDU

Kai Doering01. März 2023
SPD-Landesvorsitzende und Noch-Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey: „Ich mache das für Berlin und ich mache das für die SPD.“
SPD-Landesvorsitzende und Noch-Regierende Bürgermeisterin von Berlin Franziska Giffey: „Ich mache das für Berlin und ich mache das für die SPD.“
Die SPD in Berlin will mit der CDU über die Bildung einer Koalition verhandeln. Der Landesvorstand sprach sich am Mittwochabend mit deutlicher Mehrheit für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen auf. Unter anderem die Jusos kündigten Widerstand an.

Die Diskussionen im Landesvorstand dauerten länger als geplant, dafür fiel das Ergebnis am Ende deutlich aus. Mit 25 Ja- zu 12 Nein-Stimmen hat sich die Führung der Berliner SPD am Mittwochabend für die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen mit der CDU ausgesprochen. Diese hatte die Wiederholung der Abgeordnetenhauswahll am 12. Februar deutlich mit 28,2 Prozent gewonnen. Die SPD landete mit 18,4 Prozent nur 53 Stimmen vor den Grünen.

„Ich mache das für Berlin und ich mache das für die SPD.“

In den vergangenen Tagen hatte die CDU sowohl mit der SPD als auch mit den Grünen über die Bildung einer Regierung sondiert. Auch die bisherigen Partnerinnen SPD, Grüne und Linke hatten sich mehrfach getroffen. Die CDU will sich am Donnerstag festlegen, mit welcher Partei sie Koalitionsverhandlungen aufnehmen möchte. Nach Informationen des rbb wird Landeschef Kai Wegner vorschlagen, mit der SPD zu verhandeln. In einer großen Koalition würde er Regierender Bürgermeister.

„Wir haben mit der CDU festgestellt, dass es große Schnittmengen gab und gibt und dass es ein sehr großes Entgegenkommen gab“, sagte Noch-Regierungschefin Franziska Giffey nach der Sitzung des SPD-Landesvorstands. Diese inhaltlichen Schnittmengen hätten den Ausschlag gegeben für die Empfehlung, Verhandlungen mit der CDU aufzunehmen. „Ich mache das für Berlin und ich mache das für die SPD“, sagte Giffey mit Blick auf den Verlust des Amtes der Regierenden Bürgermeisterin. Einem CDU-geführten Senat könnte sie künftig als Senatorin angehören.

Jusos kündigen Widerstand an

Sollten sich SPD und CDU tatsächlich auf einen Koalitionsvertrag einigen, sollen bei der SPD die Mitglieder das letzte Wort haben. Der Landesvorstand beschloss, dass ein Mitgliederentscheid den fertigen Vertrag absegnen muss. Auch sollen Mitgliederforen zu den Inhalten des Vertrags stattfinden. Zahlreiche Abteilungen (Ortsvereine) sowie die Berliner Jusos haben bereits ihren Widerstand gegen eine mögliche große Koalition angekündigt. „NIEMALS wird uns irgendwer oder irgendwas dazu bringen, eine Koalition mit der CDU zu unterstützen oder sie ohne Gegenwehr zu akzeptieren“, schrieb die Juso-Vorsitzende Sinem Taşan-Funke am Mittwoch auf Twitter.

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Kommentare

nun werden die Parteilinken in Berlin via Votum dem

Ganzen ein Ende bereiten, was hoffentlich gelingen wird, denn scheitern sie, wir die Partei auf dem linken Lager nachhaltig geschwächt, dann wandern sie ab zu den in Berlin auch recht linken Grünen oder zu den Linken. Und was bleibt, verkommt zum Annex der CDU , oder noch schlimmer, schließt sich den bei einigen namhaften Mitgliedern schon deutlich erkennbaren Tendenzen via AfD an. Schlechte Aussichten, für die Partei, aber auch für Berlin, und nicht zuletzt für den Bundeskanzler, der im Bundesrat mit immer stärkerem Gegenwind rechnen muss

Pragmatisches und vernünftiges Vorgehen

Das ermöglicht der Berliner SPD, sozialdemokratische Positionen zu verwirklichen und sich gleichzeitig in den kommenden Jahren ordentlich zu reorganisieren und zu stärken.

Antwort

Die SPD wird sich als Juniorpartner nicht stärken. Sie wird sich verzwergen. Schon im Bund haben drei Koalitionen der SPD geschadet. Olaf Scholz ist doch nur Kanzler geworden, weil Angela Merkel an ihrem Stuhl geklebt und keinen Nachfolger aufgebaut hat. Die Kandidatur Laschet und seine Dummheiten war für uns eine Gnade, die uns dazu ermutigt hat, zusammenzuhalten.
Die Berliner SPD wird jetzt erstmal gespalten. Das wird viele Jahre brauchen

Antwort

Diesem Kommentar kann ich nur uneingeschränkt zustimmen.

Antwort

Ich meine natürlich den Kommentar von Peter Nowack, nicht den von Elias Hallmoser.

Warum sich Franziska Giffey für die CDU entschied

Ich werde es nie verstehen. Noch eine Blockade-Stimme mehr im Bundesrat; vor allem aber eine sogenannte Selbsterniedrigung zugunsten der Rechten.

Bisher hatte ich große Stücke auf Franziska Giffey gehalten, aber nun stellt sie für mich eine große Enttäuschung dar. Dank CDU werden nun in Berlin wie anderswo, z.B. Ba.-Wü. die Räder rückwärts gedreht.

"Ermöglichen echten Neubeginn für unsere Stadt“.

„Um Berlin voranzubringen“, - was die Stadt ja wohl bitter nötig hat, weil bisher nicht geklappt, - ist es doch naheliegend, dass der Lehrling beim Meister lernen will, um es beim nächsten Mal besser zu machen. Und dass Frau Giffey „das für Berlin und für die SPD“ macht (Berliner Morgenpost, 2.3.23), hätte sie nun wirklich nicht sagen müssen: Die Rücknahme der Eigeninteressen unserer Politiker*innen bis zur Selbstverleugnung ist doch sprichwörtlich. Sie täuschen auch nie ihre ehemaligen Partner im mindesten, sondern müssen halt erkennen, dass bei denen „der Wille für einen Neuanfang ... nicht ausreichend vorhanden ist“.
Dagegen ist es lobenswert, wenn die Berliner SPD 60.0000 Wähler an die CDU verloren hat, sie wiederzugewinnen versucht, in dem sie ihnen in ihre neue Wahlheimat folgt. Klasse. Alles richtig gemacht. Die paar Jusos beruhigen sich schnell wieder. Und die SPD- Wähler haben bis zur nächsten Wahl alles vergessen.

So nicht bitte

Bitte alles, wirklich alles dagegen tun. Mobilisieren ohne Ende! Bitte verhindern, dass übler Verrat stattfindet: an Koalition, Wähler, Bundes-SPD, Berlin, Sozialpolitik, guter Politik generell etc. Statt ein ausreichend 'gutes Blatt' auszuspielen, rauscht man in den Gegenverkehr? SPD-Vorstand, lass Dich nicht missbrauchen. Jetzt muss wirklich jemand anderes ans Steuer. Sie haut ja gerade alles kurz und klein. Kein Rückweg für sie übrig. Es ist hier sonst für Jahre alles kaputt und schwarz. Grüne und Linke sind verlässlich genug gewesen. Wie doof ist das denn? Auf andere zeigen und selbst abhauen? SPD-Mitglieder, Jusos: bitte Steuer übernehmen... Sonst ist das übler Verrat! Ohne Rückgrat!