USA

Women’s March: Was die Anti-Trump-Demonstranten wollen

Farnaz Nasiriamini23. Januar 2017
Die Vereidigung Donald Trumps war schlecht besucht. Einen Tag später gingen dafür beim „Women’s March“ mehr als eine halbe Million Menschen auf die Straße, um gegen den neuen US-Präsidenten zu demonstrieren. Und das soll erst der Anfang gewesen sein.

Wie viele es genau waren, weiß niemand. Mehr als eine halbe Millionen Menschen haben sich am Samstag nur einen Tag nach dem Amtsantritt des neuen US-Präsidenten Donald Trump in Washington, D.C. versammelt, um beim „Women’s March“ mit bunt gemalten Plakaten und selbstgestrickten pinken Mützen für Menschenrechte zu demonstrieren.

Größte Protestkundgebung der US-Geschichte seit 1969

Die Veranstalter hatten selbst nicht mit so einer großen Solidarisierung in der US-Hauptstadt gerechnet. So musste der geplante Marsch zum Weißen Haus am nebligen Morgen des 21. Januar aus Sicherheitsgründen abgesagt werden. Die Demonstranten – jung und alt, Frauen und Männer vereint – versammelten sich dafür kilometerlang auf der „National Mall“ und zeigten mit ihren Plakaten und Sprechchören, wofür sie protestierten: Frauenrechte, Lohngerechtigkeit, Schutz von Minderheiten,  die Rechte von Lesben und Schwulen, Gesundheitsvorsorge, Umweltschutz kurz: Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit.

Vor dem Kapitol wurde getanzt, bunte Luftballons stiegen in den Winterhimmel, am Dupont Circle verteilten Anhängern der Marihuana-Legalisierung zahlreiche Joints an die Demonstranten.

Veranstalter: Keine „Anti-Trump-Demo“

Auch Jana Heigl aus München, die zurzeit ein Auslandssemester in Washington absolviert, war an diesem Samstagmorgen früh aufgestanden, um bei der nach Angaben der Veranstalter größten Protestkundgebung der US-Geschichte seit den Anti-Vietnamkriegsprotesten 1969, dabei zu sein. „Ich fand es sehr beeindruckend, wie vielfältig die Menge war. Da waren Feministinnen und auch Familien mit kleineren Kindern. Die Stimmung war unglaublich positiv. Es ist sehr eindrucksvoll, wie friedlich alles abgelaufen ist“, sagt die 21-Jährige. „Als wir aber am Trump International Hotel vorbeigelaufen sind, hat die Menge angefangen zu buhen“.

Tamika D. Mallory, eine der Hauptorganisatorin der Proteste, die zuvor eng mit der Obama-Regierung zusammengearbeitet hatte, betonte, dass der Marsch nicht als „Anti-Trump-Demo“ verstanden werden solle. Trotzdem waren viele Plakate und Sprechchöre an den frisch vereidigten Präsidenten gerichtet: „Love Trumps Hate“, „Pussy Grabs Back“ oder „We wanna leader, not a creepy Tweeter“ lauteten einige der Aufschriften – alles Anspielungen auf Trumps rassistische und sexistische Äußerungen in der Vergangenheit sowie auf sein unkontrolliertes Verhalten im sozialem Netzwerk Twitter.

Trump wirft Kritikern Verlogenheit vor

Trump selbst hatte sich zunächst nicht zu den knapp 100 Märschen, die zwischen New York und Los Angeles stattfanden, geäußert. Die Zahl der Protestierenden in Washington D.C. überstieg die Zahl der Teilnehmer an der Amtseinführung einen Tag zuvor deutlich. Mit einem Tag Abstand ließ Trump über Twitter verlauten, er habe die Proteste zwar beobachtet, sei aber gewählter Präsident. Den prominenten Unterstützern der Proteste warf Trump Verlogenheit vor.

Diese waren Trumps Vereidigung am Freitag ferngeblieben, traten dafür aber zahlreich beim „Women’s March on Washington“ auf der Bühne auf: Sängerin Madonna etwa rief zu einer „Revolution der Liebe“ auf, Schauspielerin Ashley Judd kritisierte in ihrer Rede den Begriff der „unartigen Frau“ und Filmregisseur Michael Moore forderte die Demonstranten dazu auf, sich auch weiterhin politisch zu engagieren.

Wie die Proteste weitergehen

Auch nach den Protesten vom Samstag soll es nicht ruhiger werden: Die offizielle Seite des „Women’s March on Washington“ hat bereits zur neuen Kampagne „10 Actions for the first 100 Days“ aufgerufen. Dabei beziehen sich die Initiatoren auf die ersten 100 Tage der Trump-Regierung. Alle zehn Tage soll zu einer neuen Aktion aufgerufen werden. Die erste steht bereits fest: US-Bürger sollen ihren Kongressabgeordneten Postkarten mit ihren Sorgen und Anliegen schreiben. Vorlagen gibt es auf der Website zum Ausdrucken.

Organisatorin Tamika D. Mallory zeigt sich entschlossen: „Wir werden nicht Schweigen und nicht zulassen, dass jemand die Gesetze zurücknimmt, für die wir gekämpft haben.“

Women’s March

Der „Women’s March on Washington“ wurde nach den US-Wahlen im November 2016 auf Facebook von der Hawaiianerin Teresa Shook durch eine Facebook-Veranstaltung initiiert. Sie wollte damit ein Zeichen gegen die Reden von ihr als rassistisch und polarisierend empfundenen Reden Trumps setzen. Nach kurzer Zeit hatten mehrere hunderttausend Menschen ihrer Veranstaltung zugesagt. Daraus entstand die offizielle Women’s-March-on-Washington-Veranstaltung. Später übernahm ein Team von fünf Personen die Organisation: Tamika D. Mallory, Vanessa Wruble, Carmen Perez, Linda Sarsour und Bob Bland.

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