Hate Speech im Internet

Nico Lumma: „Hass im Netz braucht den Löschbutton“

Nico Lumma06. Januar 2016
Facebook - Hort der Hetze
Gerade auf Facebook nutzen viele Nutzer die Anonymität, um meist unerkannt zu hetzen oder falsche Nachrichten zu verbreiten. Justizminister Heiko Maas will das Unternehmen nun in die Pflicht nehmen.
Nach den Vorfällen von Köln zeigt sich: Gerade die sozialen Netzwerke sind anfällig für Hass und Hetze. Gezielt wird manipuliert und verdreht, beleidigt und bedroht. Alles im Schutz der Anonymität. Nico Lumma plädiert für klare Reaktionen.

Seit ein paar Jahren nehmen wir verstärkt wahr, dass in den sozialen Medien immer mehr Leute versuchen, mit Hassbotschaften auf sich aufmerksam zu machen. Dabei ist Hass auf digitalen Plattformen leider nichts Neues, sondern stellte schon immer ein Problem der Online-Kommunikation dar. Es pöbelt sich einfach leichter, wenn man sein Gegenüber nicht sieht, sondern lediglich ein paar Sätze tippen muss, um seine Botschaft abzusondern.

Das menschliche Gegenüber nie vergessen

Einer der Grundsätze der Netiquette, mit der wir vor 20 Jahren die ersten Gehversuche im Netz unternommen haben, war daher auch, dass man sich immer wieder klar machen sollte, dass der Gegenüber ein Mensch ist und kein Computer.

Wenn man so will, dann zeigt die derzeitige Entwicklung deutlich, dass das Internet jetzt wirklich in der Breite der Gesellschaft angekommen ist und dass diejenigen, die sonst nur hasserfüllt ihre Glotze angebrüllt haben, auch in den sozialen Medien ihren Erregungszustand deutlich machen müssen.

Warum nicht handeln wie im richtigen Leben auch?

Wie geht man damit um? Man löscht. Man räumt in seinem Freundeskreis auf und schmeisst alle diejenigen raus, die sich nicht benehmen können und wollen. Man meldet Hass-Postings. Und man löscht derartige Kommentare. Wie im vermeintlich richtigen Leben eben auch.

Für Social Media Plattformen sind Hass-Beitrage eine ziemliche Herausforderung, da sie das Klima auf einer Plattform nachdrücklich verändern können. Das kann nicht im Sinne der Betreiber sein, weswegen die Anstrengungen bei Facebook, Twitter, Google und Co noch steigen werden, damit Hass-Postings schneller gelöscht werden können.

Inhalte nicht vorab filtern

Ich halte nichts davon, dass künftig von Nutzern erstellte Beiträge schon vor der Veröffentlichung von den Plattform-Betreibern überprüft werden müssen, so wie es die CSU fordert. Algorithmen haben es nicht so mit Ironie und Empathie, da ähneln sie den Verfassern von Hass-Postings durchaus. Daher sollte niemals versucht werden, bereits vor der Veröffentlichung die Inhalte zu filtern. Allerdings dürfen die Plattform-Betreiber ihre Methoden gerne merklich verbessern, allein schon, damit ihre Nutzer zufrieden sind.

Hass braucht keine Gegenrede und kein Verständnis, sondern vor allem den Löschbutton.

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