Kolonialverbrechen

Deutschland bekennt sich zu Völkermord an Herero und Nama

Alica Aldehoff28. Mai 2021
Genoziddenkmal in Windhoek, Namibia, das an den deutschen Völkermord erinnern soll.
Deutschland erkennt den Völkermord an Herero und Nama in Namibia an. Außenminister Heiko Maas (SPD) spricht von einer „Geste der Anerkennung“ und sagt der namibischen Regierung Zahlungen in Höhe von 1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre zu.

Mehr als 100 Jahre nach den Verbrechen der deutschen Kolonialmacht im heutigen Namibia erkennt die Bundesregierung nun die Verbrechen an den Volksgruppen der Herero und Nama als Völkermord an. Dem waren knapp sechs Jahre andauernde Verhandlungen zwischen Namibia und der Bundesrepublik vorangegangen. Dieser Schritt hat für Deutschland keine rechtlichen Konsequenzen. Bundesaußenminister Heiko Maas sagte jedoch am Freitag Unterstützung für die Nachkommen der Opfer zu.

1,1 Milliarden Euro über 30 Jahre

„Als Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids, das den Opfern zugefügt wurde, wollen wir Namibia und die Nachkommen der Opfer mit einem substanziellen Programm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zum Wiederaufbau und zur Entwicklung unterstützen“ so Maas. Weiterhin will Präsident Frank Walter-Steinmeier bei einem Festakt im namibischen Parlament offiziell um Vergebung bitten.

Namibias Regierung begrüßte diese Schritte: „Die Anerkennung vonseiten Deutschlands, dass ein Völkermord begangen wurde, ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, sagte ein Sprecher von Präsident Hage Geingob, Alfredo Hengari. 

Erste Schritte in Richtung einer Versöhnung gab es bereits im Jahr 2004, als die amalige Entwicklungministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD)  sich der kolonialdeutschen Vergangenheit stellte und in einer Rede die Opfer der deutschen Verbrechen um Verzeihung bat. 

Erster Völkermord des 20. Jahrhunderts

Das Deutsche Reich war von 1884 bis 1915 Kolonialmacht im heutigen Namibia und ging dabei zum Teil vielfach brutal gegen die einheimische Bevölkerung vor. Historiker*innen zufolge kamen bei der Niederschlagung von Aufständen durch die deutsche Schutztruppe zwischen 1904 und 1908 etwa 65 000 von 80 000 Herero und mindestens 10 000 von 20 000 Nama bei dem als erster Völkermord des 20. Jahrhunderts geltenden Verbrechen ums Leben.

Die Folgen des Genozids greifen bis heute: In Familien, die gezwungen wurden, die Schädel ihrer Verwandten auszukochen, damit diese für die deutsche Rassenforschung nach Europa verschickt werden konnten, leiden unter generationenübergreifenden Trauma. Zudem wirkt die damalige Reduzierung der Population von Nama und Herero durch den „Vernichtungsbefehl“ des Generals von Trotha auf 10 bis 15 Prozent der damaligen Bevölkerung bis heute nach.

Mit den 1,1 Milliarden Euro aus Deutschland sollen nun vor allem Projekte in den Siedlungsgebieten der Herero und Nama gefördert werden. Diese widmen sich etwa der Landreform, Landwirtschaft, der ländlichen Infrastruktur und Wasserversorgung sowie der Berufsbildung. Kritik am Vorgehen der deutschen und der namibischen Regierung übte die namibische Opposition. Unter anderem hieß es, die Geldzahlungen sollten an die traditionellen Anführer der betroffenen Gemeinschaften gehen statt an die Regierung. 

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Kommentare

Schöne Worte

Nicht nur der Völkermord war ein verbrechen, nein auch der ganze Kolonialismus (nicht nur der deutsche) und ganz aktuell der Neokolonialismus (Bundeswehr in Mali und anderswo).
Mit Geld kann man niemanden mehr lebendig machen und auch zerstörte Kulturen entstehen dadurch nicht wieder.
Kennt jemand die Maji-Maji Bewegung in Deutschostafrika ? Was ist mit all den antikolonialen Abwehrkämpfen in der "deutschen Kolonien" ? Stehen sie in unseren Geschichtsbüchern ? Mit ein paar Geldscheinen kann man sicht nicht aus seiner historischen Verantwortung freikaufen.

Neokolonialismus (Bundeswehr in Mali und anderswo) ?

Immer wenn ich mir die Mühe mache und Ihre Beiträge lese, denke ich an den "Schwarzen Kanal". "Neokolonialismus (Bundeswehr in Mali und anderswo)", das wäre genau so auch Karl-Eduard eingefallen. Sie werden ihn über Jahre so inhaliert haben wie jetzt RT. Diese schreckliche Bundesrepublik voller Kriegstreiber, Neoliberale und von Rüstungswahnsinn befallene. Haben Sie schon mal an Republikflucht gedacht? Ist völlig ungefährlich, keine Minen, keine Selbstschußanlagen und keine Kalaschnikow-Schützen! Ich würde es an Ihrer Stelle machen! Venezuela, Nicaragua oder Kuba werden Ihnen Asyl gewähren.

Herr Frey

Schön daß sie sich wieder mal melden. Befremdlich ist allerdings, daß Sie mich des Landes verweisen wollen, was ja auch zeigt wes Geistes Sie sind.
Ich wurde einmal darauf vereidigt, die Sicherheit diese Landes im Falle eines Angriffs von außen zu verteidigen, so steht es auch im Grundgesetz. Da steht nichts davon, daß die Bundeswehr in fremden Ländern eingesetzt werden soll.
Ach ja die Bundeswehr soll "unseren" Zugang zu Resourcen sichern. Der Verteidigungsauftrag ist: Das was uns gehört zu sichern, nicht aber das was uns nicht gehört (Resourcen), denn dazu haben wir den freien Welthandel (fair ist der aber nicht).