Cyberattacke

Nach Angriff auf Bundestag: „Information findet nicht statt“

Robert Kiesel11. Juni 2015
Lars Klingbeil, SPD-Generalsekretär
Lars Klingbeil, SPD-Generalsekretär
„Super-GAU der Bundestag-IT – Totalschaden der Demokratie“: Nach Bekanntwerden der Ausmaße des Mitte Mai öffentlich gewordenen Cyberangriffs auf das Datennetz der Bundestagsverwaltung sparen die Kommentatoren nicht mit Superlativen. Möglicherweise müssen 20 000 Computer ausgetauscht werden. Über das Daten-Desaster sprach vorwärts.de mit Lars Klingbeil, dem netzpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion.

Seit dem Morgen gibt es kein anderes Thema als den Cyberangriff auf den Bundestag und seine Folgen. Auch Sie sind möglicherweise von dem Hack betroffen. Wie fühlt sich das an?

Das fühlt sich überhaupt nicht gut an, keine Frage. Vor allem weil die Bundestagsverwaltung bisher kaum Informationen an die Abgeordneten herausgegeben hat. Alles, was wir erfahren, kommt aus den Medien.

Sie wissen also nicht, welche Daten wie lange abgeschöpft wurden oder zurzeit noch werden?

Nein, momentan nicht. Eine ganze Reihe von Abgeordneten ist offiziell überhaupt noch nicht über den Angriff informiert worden, die wissen gar nichts. Immerhin hat die Verwaltung für den heutigen Nachmittag eine Information der Abgeordneten angekündigt. Auf die sind wir nun natürlich gespannt.

Der netzpolitische Sprecher der Grünen bezeichnete die Attacke als „hochkarätigen Angriff von geheimdienstlicher Qualität“. Teilen Sie seine Meinung?

Eines kann man mit Sicherheit sagen: Das war kein Streich zweier Jungs, die sich am heimischen Computer einen Spaß erlaubt haben. Es deutet alles darauf hin, dass hinter der Attacke kriminelle und professionelle Strukturen stecken. An weiteren Spekulationen darüber, wer genau hinter dem Angriff steht, möchte ich mich nicht beteiligen.

Erst die Diskussion über das Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung, nun die Hackerattacke auf den Bundestag: Gewinnt die Debatte über die Sicherheit von Daten im Internet nun wieder an Fahrt?

Ich für meinen Teil möchte die beiden Diskussionen nicht miteinander vermischen. Überall dort, wo Daten gesammelt werden, können sie auch missbraucht werden. Dessen müssen wir uns alle bewusst sein.  Einen direkten Zusammenhang zwischen dem Hackerangriff auf die Daten der Bundestagsverwaltung und der Debatte über den Gesetzentwurf zur Vorratsdatenspeicherung sehe ich aber nicht.

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