YES-Sommercamp in Sizilien

Die Welt verändern, das geht nur international

Farnaz Nasiriamini01. August 2016
YES-Sommercamp auf Sizilien
Debatten unterm Sternenhimmel: YES-Sommercamp auf Sizilien
Knapp 1000 Jungsozialisten aus aller Welt haben sich im Juli zum „YES-Summercamp“ auf Sizilien getroffen. Neben der Flüchtlingsfrage drehten sich die Diskussionen vor allem um die aktuelle Situation in der Türkei und Europa nach dem Brexit.

„Dieses Sommercamp findet inmitten einer großen politischen Krise Europas statt“, eröffnete Laura Slimani, YES-Präsidentin das Camp und wies dabei unter anderem auf die katastrophale Situation der Flüchtlinge hin. Slimani forderte einen entschiedenen Wechsel in der aktuellen Asyl- und Migrationspolitik der EU. So müssten in Rahmen des internationalen Rechts mehr Grenzen geöffnet werden, um vor allem Frauen und Kinder die Flucht zu erleichtern. Gleichzeitig sollten auch mehr Gelder von der EU für die Integration der Flüchtlinge bereitgestellt werden.

Die Jugend muss Europas Kriese bewältigen

Auch renommierte Gäste nahmen an der Eröffnung des Camps teil, etwa Javier Moreno Sanchez, Generalsekretär der S&D-Fraktion im Europaparlament. Er beobachte seit Jahren, dass sich Europa von einer in die andere Krise stürze und betonte, dass es die heutige Jugend sei, die diese Krisen bewältigen müsse. „Wir müssen jetzt mehr denn je an Europa arbeiten“, forderte er. Besonders müsse man darauf hinarbeiten, die Jugendarbeitslosigkeit zu reduzieren und gleichen Lohn für gleiche Arbeit für Frauen und Männer zu garantieren.

Auch für Juso-Chefin Johanna Uekermann ist klar, dass man „Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit“ nicht alleine erkämpfen kann. „Die Welt verändern, das geht nur international“, sagte sie. „Deshalb ist uns Jusos so wichtig, dass wir uns mit unseren europäischen und internationalen Partnerorganisationen austauschen.“ So könne man unterschiedliche Perspektiven kennenlernen und gemeinsam Lösungen für die zentralen Gerechtigkeitsfragen erarbeiten. 

Jugendliche aus 48 Nationen

YES ist ein europäischer Dachverband, in dem sich sozialistische Jugendordorganisationen aus ganz Europa verbunden haben. Aus Deutschland sind hier neben den Jusos, auch die Falken Mitglied. Gleichzeitig ist YES die Jugendorganisation der „Party of European Socialists“ (PES) und hat derzeit 50 ständige Mitgliedsorganisationen.

Um sich international über verschiedene Problemfelder auszutauschen, wurden mehr als 50 Workshops, Seminare und Podiumsdiskussionen für die Jugendlichen zwischen 16 und 35 Jahren aus 48 Nationen angeboten. Sie behandelten alle aktuellen Themenfelder wie Feminismus, Homosexualität, Diskriminierung, gerechter Lohn, Wirtschaft, Bildung, Umwelt und Terrorismus. Außerdem wurde auf Sizilien der aktuelle European Youth Plan von Italiens Justizminister Andrea Orlando vorgestellt und kritisch diskutiert.

Gedenken an Utoya: Vereint in Trauer

Am Abend des 22. Juli fand eine große Gedenkveranstaltung zum fünften Jahrestag der rechtsextremen Anschläge von Utoya statt. „Das Gedenken an unsere 69 ermordeten Genossinnen und Genossen war für mich der emotionalste Moment des Camps. Da standen wir, tausend junge Menschen aus ganz Europa, teilweise aus der ganzen Welt, und waren so vereint wie nie in unserer Trauer um die Mitglieder unserer Bewegung, die uns vor fünf Jahren so brutal genommen wurden“, beschreibt Camp-Teilnehmerin Amélie Ludwig-Dinkel aus Hessen die Atmosphäre. Doch eine sie nicht nur die Trauer, sondern auch viel mehr der Mut und er Wille, jetzt erst recht etwas zu bewegen.

Neben dem offiziellen Programm auf dem YES-Camp gab es auch zahlreiche individuell gestaltete Programmpunkte, etwa Delegationstreffen mit Partnerorganisationen. Die Jusos haben sich hierfür speziell mit den Jungendorganisationen von Young Meretz Israel, der CHP Youth Türkei, dem Willy-Brandt-Center Jerusalem, der MJS Frankreich, der UK Labour Youth England, der GD Italien und der FGS Italien ausgetauscht.

Demokratie ist nicht selbstverständlich

Dabei war vor allem das Interesse zum Austausch mit der MJS France, der Labour Youth England und der CHP Türkei durch die vergangenen Terroranschläge, das Brexit-Votum und den Militärputsch sehr groß. „Das Treffen mit der Partnerorganisation CHP Türkei ist mir besonders in Erinnerung geblieben, weil man gemerkt hat, dass Demokratie nicht selbstverständlich ist", so Camp-Teilnehmer Daniel Al-Kayal aus Baden-Württemberg. „Viele unserer türkischen Genossinnen und Genossen konnten wegen der aktuellen Lage nicht ausreisen und am Camp teilnehmen.“

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Kommentare

YES-Summercamp

„Viele unserer türkischen Genossinnen und Genossen konnten wegen der aktuellen Lage nicht ausreisen und am Camp teilnehmen“, sagte ein Teilnehmer.
Nicht einmal dies war möglich, aber die Türkei verlangt von Deutschland, dass ihr Despot per Video seine Hasstiraden hier verbreiten darf und erpresst eine Regierung sowie eine EU, die sich ihm unterworfen haben.