Berlin-Wahl 2023

SPD-Politiker Fabian Fischer: Warum er auf sein Mandat verzichtet

Sebastian Thomas15. März 2023
Der eine kann trotz verlorener Wahl ins Parlament einziehen, weil der andere für ihn auf sein Mandat verzichtet: Bildungspolitiker Marcel Hopp und der Neuköllner SPD-Kreischef Fabian Fischer.
Der eine kann trotz verlorener Wahl ins Parlament einziehen, weil der andere für ihn auf sein Mandat verzichtet: Bildungspolitiker Marcel Hopp (l.) und der Neuköllner SPD-Kreischef Fabian Fischer.
Fabian Fischer hätte nach der Wiederholungswahl in das Berliner Abgeordnetenhaus einziehen können. Jetzt verzichtet er – damit sein Freund Marcel Hopp Abgeordneter bleibt. Der SPD-Politiker hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht.

Die gute Nachricht erreichte Marcel Hopp einen Tag vor dem Internationalen Frauentag: Er zieht trotz verlorener Wahl ins Berliner Abgeordnetenhaus ein. Der Wahlkreis des SPD-Politikers in der Neuköllner Gropiusstadt ging dieses Mal an einen Kandidaten der CDU – noch 2021 hatte Hopp dort das Direktmandat errungen. Dass Marcel Hopp nun dennoch ins Landesparlament der Hauptstadt einzieht, verdankt er dem Neuköllner SPD-Kreisvorsitzenden Fabian Fischer: Dieser verzichtet für ihn auf sein Mandat, sodass Hopp nachrückt.

Mandatsverzicht war keine einfache Entscheidung

Im Gespräch mit dem „vorwärts“ betont Fabian Fischer, dass er sich die Entscheidung nicht leicht gemacht hat: „In den vergangenen vier Wochen habe ich intensiv darüber nachgedacht“, erklärt er. Außerdem habe er die Entscheidung auch nicht einsam getroffen, sondern sich während dieser Zeit immer wieder mit seinem Freund Marcel Hopp ausgetauscht. Hätte er nicht auf sein Mandat verzichtet, wäre er wohl in den Gesundheitsausschuss gegangen.

Hierzu habe er auch schon kurz nach der Wahl Gespräche geführt. Letztlich sei seine Entscheidung eine Kombination aus mehreren Dingen gewesen: „Die Wiederholungswahl ist in ihrer Art einzigartig und reißt Abgeordnete wie Marcel, aber auch andere, nach mehr als einem Jahr aus ihrer Tätigkeit im Parlament“, sagt Fischer. Er hätte es als einen Verlust empfunden, wenn Marcel Hopp nicht hätte weitermachen können. „Marcel leistet als Bildungspolitiker einfach eine großartige Arbeit und hat sich in der SPD-Fraktion gut etabliert“, erklärt der Neuköllner SPD-Politiker.

Außerdem mache er eine tolle Wahlkreisarbeit und habe sich im Wahlkampf enorm engagiert: „Er war für alle SPD-Kandidat:innen in Neukölln ein Vorbild, weil er an so vielen Türen geklopft und seinen Wahlkreis jeden Tag von vorne bis hinten bespielt hat.“ Marcel Hopp hört das alles gern – nimmt jedoch die Entscheidung seines Freundes auch nicht als Selbstverständlichkeit hin, im Gegenteil.

Bildung soll im Koalitionsvertrag Handschrift der SPD tragen

„Es ist eine sehr ehrenvolle Entscheidung, sehr selbstlos“, sagt Hopp. Der 35-Jährige freue sich natürlich, dass er als Abgeordneter weitermachen kann., „Ich muss aber auch sagen, dass Fabian ein ganz toller Abgeordneter gewesen wäre“. Er sei nicht nur fachlich sehr gut, sondern bringe sich auch mit viel Herzblut in die Partei ein. Für den Lehrer Marcel Hopp wäre es ohne die Entscheidung zurück an die Clay-Oberschule in Neukölln gegangen. Entsprechende Gespräche habe es auch schon im Vorfeld mit dem Schulleiter gegeben.

Für Fabian Fischer ändert sich durch seinen Mandatsverzicht nichts: Er bleibt Referent beim Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenkassen. Nun hat Marcel Hopp für die kommenden dreieinhalb Jahre als Abgeordneter viel vor. Zunächst soll der Bildungsbereich im Koalitionsvertrag mit der CDU eine sozialdemokratische Handschrift tragen. Darüber hinaus „müssen wir das, was wir in 27 Jahren SPD-Bildungspolitik geschafft haben, auch bewahren, wie unter anderem das Credo: Die besten Schulen für die härtesten Kieze“, erklärt er.

„In den Koalitionsvertrag von 2021 haben wir auch schon viele Punkte eingebracht, mit denen wir die Schulqualität verbessern und mehr Bildungsgerechtigkeit für alle Schüler:innen erreichen, die wir jetzt auch umsetzen wollen und das unabhängig davon, mit dem wir regieren.“ Hopp ist auch deshalb sehr froh, dass er nahtlos an seine bisherige Arbeit anknüpfen kann. „Deshalb will ich mich richtig reinhängen“. Dabei hat Hopp besondere eine Hoffnung: Nach der nächsten Wahl 2026, sollen beide, er und Fabian Fischer, gemeinsam im Abgeordnetenhaus sitzen.

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