Jahrestagung in Marrakesch

Globaler Klimaschutz: Wie Svenja Schulze die Weltbank reformieren will

Jonas Jordan11. Oktober 2023
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) strebt eine Reform der Weltbank an.
Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) strebt eine Reform der Weltbank an.
In dieser Woche kommt die Weltbank zu ihrer Jahrestagung in Marrakesch zusammen. Dabei soll eine grundlegende Reform der Organisation beschlossen werden. Maßgeblich daran beteiligt ist die deutsche Entwicklungsministerin Svenja Schulze.

Deutschland ist nach Zahlen der OECD hinter den USA der zweitgrößte Geber in der Entwicklungszusammenarbeit. Im vergangenen Jahr waren es umgerechnet 35 Milliarden US-Dollar. Aus dieser finanziellen Größe resultiert auch internationaler Einfluss. Diesen will Entwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) nutzen, um eine der größten Entwicklungsorganisation zu reformieren: die Weltbank. Denn anders als in allen anderen Ländern ist in Deutschland nicht das Finanzministerium, sondern das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) für die Weltbank zuständig.

Schulze: Weltbankreform einer der größten Hebel

„Die Reform der Weltbank sehe ich als einen der größten Hebel, die wir im Bereich der Entwicklungsfinanzierung haben – sie muss eine echte Transformationsbank werden, die neben der Bekämpfung von Hunger und Armut auch Lösungen für den Schutz von Klima und Natur vorantreibt“, sagte Ministerin Schulze kürzlich im Interview mit dem „vorwärts“. Diese Reform soll in dieser Woche auf der Jahrestagung der Weltbank im marrokanischen Marrakesch beschlossen werden. 

Demnach soll sie künftig ihr Kapital effektiver einsetzen, um mehr zur Lösung globaler Herausforderungen beizutragen. „Die Bank sollte Ländern Anreize für Investitionen geben, die der eigenen, und zugleich auch der Weltbevölkerung zugutekommen“, sagte Schulze. Zum Beispiel Investitionen in den Klimaschutz oder in die Pandemieprävention. Außerdem müsse die Weltbank mehr Geld für diese Ziele mobilisieren – auch durch den Privatsektor – und dieses zielgerichtet in die Lösung globaler Herausforderungen investieren.

Bereits 1944 gegründet

Gegründet wurde die Weltbank, die als Weltbankgruppe eigentlich fünf Organisationen umfasst, im Juli 1944. Als UN-Sonderorganisation finanziert sie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kredite die wirtschaftliche Entwicklung in weniger entwickelten Mitgliedsstaaten. Die Pläne von Entwicklungsministerin Svenja Schulze und der US-amerikanischen Finanzministerin Janet Yellen sehen nun vor, die Weltbank dahingehend umzubauen, dass sie künftig stärker als „Transformationsbank“ zur Bekämpfung des Klimawandels fungieren soll.

„Um globale Herausforderungen wie die Klimakrise in den Griff zu bekommen, sind Investitionen in Billionenhöhe nötig, gerade auch in Schwellen- und Entwicklungsländern. Ein wesentlicher Hebel dafür ist eine grundlegende Reform der Weltbank“, sagte Schulze anlässlich eines Gesprächs der beiden Ministerinnen Ende März. Künftig solle die Weltbank zugleich Vorreiterin bei Klimaschutz, Pandemiebekämpfung und Krisenprävention sein und die weltweite Armut und Ungleichheit eindämmen. „Armut lässt sich heute nur noch erfolgreich bekämpfen, wenn man zugleich Klimaschutz und soziale Sicherheit in den Blick nimmt“, machte Schulze deutlich.

50 Milliarden mehr für Weltbank

Dies bekräftigte die SPD-Politikerin anlässlich einer Reise nach Washington und New York im Mai noch einmal: „Die Weltbank muss sich grundlegend reformieren, um fit für die großen Herausforderungen unserer Zeit zu sein. Meine Gespräche mit der Weltbank werde ich nutzen, um die Initiative für eine tiefgreifende Reform voranzutreiben hin zu einer Klima- und Transformationsbank.“ Der Kernauftrag der Weltbank, weltweit Armut zu bekämpfen, bleibe jedoch zentral.

Bereits während der Frühjahrstagung in Washington konnten nach Angaben des Ministeriums erste Fortschritte auf dem Weg zu einer grundlegenden Reform erzielt werden, durch die die Finanzkraft der Weltbank in den kommenden zehn Jahren um 50 Milliarden US-Dollar gesteigert werden soll. Der SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im BMZ, Niels Annen, der die deutsche Delegation auf der Frühjahrstagung leitete, sagte angesichts dessen: „In normalen Zeiten wären die jetzt beschlossenen Maßnahmen schon ein großer Erfolg. Die Weltbank wird künftig deutlich mehr aus ihren Mitteln machen können. Aber die Zeiten sind leider nicht normal und der Bedarf an Investitionen im Einsatz gegen die globalen Krisen ist gigantisch.“ 

Schon am Bündnis für Ernährungssicherheit beteiligt

Schon bei der Bekämpfung der globalen Folgen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hatte die Weltbank im vergangenen Jahr eine maßgebliche Rolle gespielt. Denn das von Svenja Schulze ins Leben gerufene globale Bündnis für Ernährungssicherheit ist bei der Weltbank angesiedelt.

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Kommentare

Mehr Klimakredite - Weltbank

"..., um die Finanzkraft der Weltbank in den kommenden zehn Jahren um 50 Milliarden Dollar zu steigern. "
" Armut lässt sich heute nur noch erfolgreich bekämpfen, wenn man zugleich Klimaschutz und soziale Sicherheit in den Blick nimmt, ... "
Svenja Schulze hat verstanden. Und ihr Engagement ist lobenswert und klar zu unterstützen! Nur: Die Steigerung der Finanzkraft der Weltbank in zehn Jahren um 50 Milliarden US-Dollar ist natürlich besser als NICHTS. Aber im Weltmaßstab völlig dürftig. Zudem: Der 'Globale Süden' bedarf für seine Mindestentwicklung keiner kapitalistischen/neoliberalen Kredite = zinsbelasteten, rückzahlbaren Darlehn, sondern in sehr, sehr erheblichem Umfang zinsloser, nicht-rückzahlbarer Zuschüsse. Solche Zuschüsse für den 'Globalen Süden' wären ein ökologisch-demokratisch-sozialistisches Instrument, welches kein ungerechtfertigt gewährtes Privileg für den 'Globalen Süden' bedeutete, sondern partielle Wiedergutmachung der Jahrhunderte währenden Ausbeutungs- und Unterdrückungsstrategie des Westens/Europas/'Globalen Nordens' gegenüber der 'Dritten Welt'/dem heutigen 'Globalen Süden'. Der 'Globale Norden' muss sein neoliberales Denkschema absolut verwerfen!

Demokratische Weltbank?

Leider verrät der Artikel nicht, für welche Reformen sich Svenja Schulze einsetzen möchte. Bisher hatte die Weltbank 14 Präsidenten, die eines gemeinsam hatten: Keiner wurde gewählt, und alle stammten aus den USA. Beim nächsten Präsident, Ajay Banga, ist es nicht anders.
Die Weltbank ist historisch also in erster Linie ein Instrument zur Sicherung US - amerikanischer Vorherrschaft. Um das zu ändern, sollten wir uns für ihre Demokratisierung einsetzen. One man, one vote,, also Stimmrechte nach Bevölkerungszahl der Mitgliedsländer, und Finanzierung nach Leistungsfähigkeit. So funktioniert sie doch, die soziale Demokratie.

Befremdet bin ich über den Hinweis, dass Svenja Schulze und Janet Yellen den Umbau der Weltbank planen. Niemand sonst?

Zu: Demokratische Weltbank?

Was bei der ganzen Problematik nicht vergessen werden sollte:

Die Weltbank ist historisch und auch gegenwärtig noch immer Teil der absolut neoliberalen "Unheiligen Dreifaltigkeit".
Verwiesen werden darf immer noch auf die Publikation von ' Attac ' :

https://www.vsa-verlag.de/uploads/media/VSA_AttacBasisTexte25.pdf