Ukraine-Unterstützung Deutschlands

Das sind die Fakten: So unterstützt die Bundesregierung die Ukraine

Lars Haferkamp07. August 2023
Dauerhafte und starke Hilfe der Bundesregierung für die Ukraine: Die sichert Bundeskanzler Olaf Scholz am 14. Mai 2023 erneut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu bei dessen Besuch im Bundeskanzleramt in Berlin.
Dauerhafte und starke Hilfe der Bundesregierung für die Ukraine: Die sichert Bundeskanzler Olaf Scholz am 14. Mai 2023 erneut dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu bei dessen Besuch im Bundeskanzleramt in Berlin.
Manche sagen, Deutschland leiste der Ukraine zu wenig Hilfe. Andere, wir leisten schon zu viel. Und einige arbeiten dabei mit Halbwahrheiten und Unterstellungen. Wir zeigen die Tatsachen.

Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat die Bundesregierung die Ukraine mit rund 22 Milliarden Euro unterstützt. Die Hilfe für das angegriffene Land werde so lange weitergehen, so lange sie nötig sei, betont seitdem Bundeskanzler Olaf Scholz immer wieder. „Wir lassen in unserer Unterstützung nicht nach“, versprach der Kanzler etwa auf einer Pressekonferenz anlässlich des Besuchs des ukrainischen Präsidenten Selenskyj in Berlin am 14. Mai 2023. Die Unterstützung Deutschlands findet auf nahezu allen Ebenen statt: politisch, finanziell, militärisch und humanitär. Nach den USA ist Deutschland weltweit das größte Geberland für die Ukraine

Die meiste Hilfe ist nicht militärisch

Dabei sind in den 22 Milliarden Euro Leistungen der Bundesregierung noch gar nicht alle deutschen Leistungen einberechnet. Dieser Betrag bezieht sich nämlich ausschließlich auf Unterstützungsleistungen seitens der Bundesregierung. Deutsche Leistungen, die der Ukraine über Programme der EU helfen, sind dabei nicht berücksichtigt. Dies gilt auch für die Aufwendungen der deutschen Bundesländer und Kommunen, hier etwa für die Unterbringung, die Verpflegung und die Betreuung von geflüchteten Ukrainer*innen sowie für sämtliche Unterstützungsleistungen von privaten Initiativen und Unternehmen. Darüber hinaus zeigen viele Deutsche eine beachtliche Spendenbereitschaft für die vom Krieg gebeutelte Ukraine.

Aber zurück zur Bundesregierung. Schaut man sich die Leistungen der einzelnen Ressorts genau an, so macht man eine erstaunliche Entdeckung. Entgegen der politischen Debatte und der medialen Berichterstattung, die sich vor allem auf die militärische Unterstützung fokussiert, steht die aber gar nicht an der Spitze der Leistungen. Der größte Hilfsbeitrag für die Ukraine kommt nämlich nicht vom Bundesverteidigungsministerium sondern vom Bundesfinanzministerium, dass rund 8,8 Milliarden Euro mobilisiert hat. Auf Platz 2 liegt das Bundesministerium für Arbeit und Soziales, das mit 6,2 Mrd. Euro hilft. Erst dann folgt das Bundesverteidigungsministerium mit 3,8 Milliarden Euro.

Scholz: „Im Gleichklang mit unseren Partnern und Verbündeten“

Auch andere Ressorts leisten wichtige Beiträge. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung unterstützt die Ukraine mit 787 Millionen Euro, das Bundeswirtschaftsministerium 465 Millionen Euro und das Bundesinnenministerium mit 316 Millionen Euro. Nicht zu vergessen das Bundesgesundheitsministerium, das mit rund 107 Millionen Euro hilft.

„Alles, was wir tun“, so Bundeskanzler Scholz in seiner Regierungserklärung vom 8. Februar 2023, „tun wir im Gleichklang mit unseren Partnern und Verbündeten. Das war bei allen wichtigen Entscheidungen so, die wir in den vergangenen Monaten getroffen haben, und dabei bleibt es.“ Deutsche Alleingänge lehnt der Kanzler strikt ab, auch wenn manche immer wieder von ihm fordern, Deutschland solle voran gehen, etwa bei der militärischen Unterstützung.

Sanktionspakete mit EU und G 7

Eine weitere wichtige Unterstützungsleistung Deutschlands für die Ukraine, deren Auswirkungen in Euro exakt zu berechnen sehr schwierig ist, sind die umfangreichen Sanktionen gegen Russland. Die ersten Sanktionen verabschiedete die Bundesregierung sehr schnell nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022, die stets gemeinsamen mit ihren internationalen Partnern in der EU und in der G7-Gruppe. Das Ziel der Sanktionen: Die russische Wirtschaft im Allgemeinen und besonders die politische Elite des Landes sollen so geschwächt werden, dass sich die Ukraine erfolgreich gegen die russische Aggression verteidigen kann. Die EU hat bisher zehn sehr weitreichende Sanktionspakete in Kraft gesetzt. Ihre Wirksamkeit wird fortwährend geprüft und gegebenenfalls nachgeschärft.

Ein weiterer wichtiger Punkt der Unterstützung ist die schnelle Beendigung deutscher Energieimporte aus Russland, mit denen der Kreml jährlich hohe Milliardeneinkünfte erzielte. Bezog Deutschland vor dem Ukraine-Krieg 50 Prozent seiner Kohle aus Russland, wird seit August 2022 keine russische Kohle mehr importiert. Erhielt Deutschland vor dem Krieg 35 Prozent seines Öls aus Russland, so bezieht es seit dem 1. Januar 2023 kein russisches Öl mehr.

Keine Energieimporte aus Russland

Einen radikalen Wandel gab es auch bei der stets umstrittenen Einfuhr von russischem Gas. Sein Anteil betrug in Deutschland vor dem russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine rund 55 Prozent. Seit 2022 hat die Bundesregierung diesen Anteil drastisch gesenkt durch erhöhte Erdgaslieferungen aus Norwegen und den Niederlanden sowie zusätzliche Flüssiggas-Importe. Bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch entschied Bundeskanzler Olaf Scholz, die Erdgaspipeline Nord Stream 2 nicht in Betrieb zu nehmen. Seit dem 1. September 2022 fließt auch durch die Pipeline Nord Stream 1 kein russisches Gas mehr. Damit bezieht Deutschland aus Russland keinerlei Kohle, Öl und Gas mehr.

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Kommentare

Ukraine-Hilfe:

„Wir zeigen die Tatsachen - einige arbeiten mit Halbwahrheiten und Unterstellungen“.

„Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar 2022 hat die Bundesregierung die Ukraine mit rund 22 Milliarden Euro unterstützt“. Hinzukommen „Unterbringung, die Verpflegung und die Betreuung von geflüchteten Ukrainer*innen“. Wenn jeder der etwa 1 Mio. ukrainische Flüchtlinge (nur) 1.000 € jährlich direkte und indirekte Zuwendungen bekommt, sind das bereits eine weitere Milliarde € - jährlich. (Lars Haferkamp kann ja mal diesen Betrag genauer ermitteln.)
Würden wir auch noch die Kosten der Sanktionen und Gegensanktionen berücksichtigen, die lt. Artikel in diesen Zusammenhang gehören, dann kämen noch dramatisch höhere direkte und indirekte Zuwendungen hinzu. Allein eine durch die Sanktionen und Gegensanktionen entstandene komplette Energieverteuerung um, sagen wir, 2 ct/kWh, kostet die deutsche Volkswirtschaft, 72Mrd. € - jährlich! (Bei 4 ct/kWh wären es schon 144 Mrd. €. (Die Rechnung geht von einem Energieverbrauch von jährlich 3.600 TWh aus).)

Ukraine-Hilfe_2

Lars Haferkamp wendet unsere Sanktionen ins Positive und hält ein wenig stolz fest, „damit bezieht Deutschland aus Russland keinerlei Kohle, Öl und Gas mehr“, obwohl unsere Regierung unserer Volkswirtschaft damit ungeheure Lasten auferlegt.

Nimmt man noch hinzu, dass Steinmeier (28.10.22) „das endgültige, bittere Scheitern jahrelanger politischer Bemühungen, auch meiner Bemühungen, genau diesen schrecklichen Moment (Ukraine-Krieg) zu verhindern“ bedauerte und Klingbeil analysierte, dass „wir bestimmte Grundannahmen unserer Russlandpolitik nicht auf ihren Realitätsgehalt geprüft und kritisch reflektiert haben“, auch weil dabei wohl „persönliche Freundschaften“ im Wege standen (19.10.22) - einige Autoren der „Jungen Außenpolitik“ (Liana Fix, 24. April 2023) sehen das auch so, dann zahlen wir für die Fehler unserer (SPD) Politiker einen sehr hohen Preis.

Ukraine_Hilfe

Natürlich muss Menschen in Not geholfen werden, ganz unabhängig von ihrer Ethnie und Staatsangehörigkeit. Bei geostrategischen Überlegungen sehe ich das allerdings etwas anders. Auf der einen Seite Menschen, auf der anderen Staatsraison.

Auf welcher Grundlage leisten

Auf welcher Grundlage leisten wir eigentlich diese Unterstützung? Die Ukraine ist weder in der EU noch in der NATO. Es bestehen keinerlei Verpflichtungen gegenüber dem Land. Es gab und gibt außerdem noch andere Kriege auf der Welt. Warum beliefern wir dort die Angegriffenen nicht mit Waffen?

Die Fakten sprechen eine andere Sprache!

Der IWF bescheinigt Deutschland die Aussicht auf eine anhaltende Rezession, während Russland prosperiert und wächst. Die Sanktionen gehen voll nach hinten los.

Auch die Energiesanktionen sind auf ganzer Linie gescheitert. Unsere Energiekosten sind explodiert und die nächste Steigerung kommt so sicher wie der nächste Winter.

Die Versorgungssicherheit ist trotz schmutzigem und teuren LNG aus den USA nicht gegeben. Inzwischen räumt selbst Bundeswirtschaftsminister Habeck ein, dass wir sogar noch mehr Gas an das europäische Ausland abgeben müssen, sollten sich die Ukraine und Russland nicht auf eine Fortsetzung des Gastransitabkommens einigen, aus dem Deutschland noch heute mit Gas beliefert wird. Wohlgemerkt: Wenn die Kriegsparteien sich nicht einigen, wird die Versorgungslage in Deutschland noch schwieriger, als sie ohnehin ist.

Quelle: https://www.welt.de/wirtschaft/article245818762/Robert-Habeck-Bevor-die-...

In der Ukraine grassiert die Korruption auf allen Ebenen, vor diesem Hintergrund sind alle Zahlungen extrem unsicher.

Die Ukrainepolitik der Ampel ist auf ganzer Linie gescheitert!

Die Sanktionen gegen Russland

Die Sanktionen gegen Russland sind nicht nur auf der ganzen Linie gescheitert sondern Westeuropa hat sich massiv ins eigene Knie geschossen. Und alles aus dem Grunde, um den Interessen der USA/Großkonzernen zu dienen. Das macht schon wirklich Angst vor unserer Regierung. Wer den Krieg in der Ukraine (ist kein souveränder Staat) mit Geldzahlungen und Waffenlieferungen am Laufen hält ohne sich um Frieden zu bemühen, ist für jeden einzelnen Toten dort verantwortlich und das seit dem Maidan-Putsch. Bleibt noch, auf die Minsk-Verträge zu verweisen, die nur geschlossen wurden, um Zeit für die Aufrüstung der Ukraine zu schaffen, wass im Nachhinein von Merkel u.a. zugegeben wurde. Der Werte-Westen hat nicht nur fertig, sondern ist für lange Zeit völlig unglaubwürdig und wird als Verhandlungspartner nicht mehr akzeptiert werden. Zu Recht finde ich.