Regierungserklärung

Welche Ziele Olaf Scholz mit seiner Ukraine-Politik verfolgt

Kai Doering08. Februar 2023
Regierungserklärung von Olaf Scholz: „Nicht die schnelle, laute Forderung setzt sich durch, sondern durchdachte, ordentlich abgestimmte und daher tragfähige Ideen.“
Regierungserklärung von Olaf Scholz: „Nicht die schnelle, laute Forderung setzt sich durch, sondern durchdachte, ordentlich abgestimmte und daher tragfähige Ideen.“
Vor einem Jahr überfiel Russland die Ukraine. In einer Regierungserklärung hat Bundeskanzler Olaf Scholz am Mittwoch klar gemacht, worauf es ihm in der Ukraine-Politik ankommt. Deutliche Worte fand er für seine Kritiker*innen.

Der 24. Februar 2022 markiert nicht nur den Beginn von Russlands Krieg in der Ukraine. Er beendete auch jahrzehntelange politische Gewissheiten in Deutschland. Nicht umsonst sprach Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Sondersitzung des Bundestags drei Tage nach dem Angriff von einer „Zeitenwende“. Ein knappes Jahr später hielt Scholz am Mittwoch erneut eine Regierungserklärung. Der Anlass: ein außerordentliches Treffen des Europäischen Rates am Donnerstag und Freitag dieser Woche.

Entscheidungen vertraulich vorbereiten und erst dann kommunizieren

Scholz nutzte seine Rede auch, um sein Handeln gegenüber der Ukraine und Russland zu erklären. Mehr als einmal war dem Kanzler im vergangenen Jahr eine zögerliche, ja zaudernde Haltung vorgeworfen worden. Diese Annahme widerlegte der Kanzler am Mittwoch eindrucksvoll. Vom ersten Kriegstag an, habe für ihn gegolten: „Der Zusammenhalt innerhalb unserer Bündnisse und Allianzen ist unser höchstes Gut“, stellte Scholz klar. „Diesen Zusammenhalt wahren und stärken wir, indem wir Entscheidungen zunächst vertraulich vorbereiten – und dann erst kommunizieren.“ Wie etwa bei der Entscheidung im Januar, Kampfpanzer in die Ukraine zu liefern.

„Was unserer Geschlossenheit hingegen schadet“, fand der Kanzler ebenfalls deutliche Worte, „ist ein öffentlicher Überbietungswettbewerb nach dem Motto: Kampfpanzer, U-Boote, Flugzeuge – wer fordert noch mehr.“ Kritik und das Auseinandertreiben von Verbündeten nutze am Ende vor allem einem: „Putin und seiner Propaganda“, so Scholz.

Die drei Prinzipien von Olaf Scholz

Drei Prinzipien nannte der Kanzler, die sein Handeln und das der Bundesregierung vom ersten Tag des Krieges an leiteten:

  1. „Wir lassen nicht zu, dass ein Land sich mit Gewalt Teiles eines anderen Landes einverleibt und damit die Grundprinzipien unserer Friedensordnung in Europa in Frage stellt.“ Genau deshalb unterstütze Deutschland die Ukraine dabei, sich zu verteidigen. „Solange wie nötig“, wie Scholz betonte.
  2. „Wir treffen keine Entscheidungen, die die NATO zur Kriegspartei werden lassen.“ Nicht die NATO führe Krieg gegen Russland, stellte Olaf Scholz klar. „Russland hat die Ukraine überfallen.“ Deshalb sei es auch an Russland, den Krieg zu beenden. „Je eher, desto besser.“
  3. „Alles, was wir tun, tun wir im Gleichklang mit unseren Partnern und Verbündeten.“ Das sei für ihn der Leitfaden in den vergangenen zwölf Monaten gewesen. „Und dabei bleibt es“, so Scholz. Den außerordentlichen Europäischen Rat wollten er und seine Amtskolleg*innen nutzen, „um unsere Positionen abzugleichen und den weiteren Kurs abzustecken“.

Nicht die laute Forderung setzt sich durch

Zum Schluss seiner Regierungserklärung fasste Olaf Scholz seine Erkenntnisse sei dem 24. Februar zusammen. Die Erfahrung dieser Zeit zeige: „Nicht die schnelle, laute Forderung setzt sich durch, sondern durchdachte, ordentlich abgestimmte und daher tragfähige Ideen.“ Diesen Weg werde er deshalb weitergehen. Lösungen gemeinsam mit anderen zu erarbeiten, „das ist und das bleibt der Kompass dieser Bundesregierung in der Außen- und in der Europapolitik“.

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Kommentare

Traut sich Scholz auch, sich zu den neuen Erkenntnissen

Hallo Peter, wir haben den Kommentar gelöscht, weil er gegen Punkt 4 unserer Nettiquette verstößt.

Ich hatte Fragen gestellt und keine Unterstellungen postuliert

Die Behauptungen und Vorwürfe gehen von Seymour Hersh aus, einem Pulitzer-Preisträger, der schon im Vietnamkrieg Kriegsverbrechen aufgedeckt hat. Auch das hat die politische Sozialisierung vieler Genossen nachhaltig beeinflusst. Die Journalistische Arbeit von Hersh zu Nordstream steht jetzt im Raum und verlangt nach Antworten.

Und Olaf Scholz steht vor diesen Fragen, ob es der Netiquette des Vorwärts passt oder nicht. M.E. stehen diese Fragen voll im Einklang mit den Regeln des Vorwärts. Sie sind aber unangenehm für unsere Bundesregierung. Das sollte in unserer Partei kein Grund sein, die Fragen aus der Kommentarspalte zu nehmen mit dem Vorwand, es seien nicht überprüfbare Unterstellungen und Verdächtigungen.

wg. Unterstellung

Lieber Peter, der Artikel von Seymour Hersh ist mit Hinweis auf Punkt 4 der Nettiquette auch nicht gemeint. Eher fragten sie, ob die USA und Norwegen noch Verbündete sind und stellten exakt einen Satz danach fest, dass nur Terroristen Infrastruktur sprengen.

Welche Ziele verfolgen andere mit ihrer Ukraine-Politik?

Das ist der wesentlich wichtigere Punkt. Gegenwärtig sieht es noch so aus, als würden andere Nato-Staaten keine schweren Kampfpanzer in die Ukraine liefern. Dann wäre Deutschland von seinen Nato-Partnern vorgeführt worden.

Es wäre also an der Zeit, sich mit den Zielen anderer in der Ukraine zu befassen und Erkenntnisse darüber zu veröffentlichen. Dann erst können die Bürger sich ein eigenes Bild darüber machen.

Gegenwärtig tut man zudem immer noch so, als hätte der militärische Konflikt in der Ukraine keine Vorgeschichte. Das aber ist nicht wahr.

die anderen, von denen du hier sprichst, verfolgen

in wesentlichen ihre eigenen Interessen. Der östliche Nachbar möchte zB unser Verhältnis zu Russland nachhaltig, dh auch für die Zeit nach Putin , also auf Ewig zerstören, am besten dadurch, dass wir Kriegspartei werden. Kriegerisch gerierten sie sich auch früher schon gerne, kämpfen mussten dann meist andere für sie- auch und insbesondere die Russen, denen man seitens Polens Dank schuldet, wie den Ukrainern, Kasachen uns sonstigen Kämpfern der roten Armee.
Aber das passt ja nicht , muss passend gemacht werden- und da wird dann die Geschichte angepasst, mit allerhand spitzfindigkeiten

gerade wird publik, das der SPIEGEL, auch so ein

Qualitätmedienvertreter, eine Selensky Aussage in Bezug auf Scholz und die deutsche Hilfe falsch übersetzt hat (man muss ihn- Scholz- zwingen, usw). Ein Zufall? Wohl kaum, vielmehr ein weiterer Beleg dafür, wie in den Qualitätsmedien Politik gemacht wird. Die Öffentlichkeit über den exakten Inhalt täuschen, Druck aufbauen auf den betroffenen Politiker, der dann macht, was man in der Redaktion für geboten hält. Auch das ZDF ist gerade wieder mit einer-wie jetzt festgestellt wurde- gestellten - Zufallbefragung zur Friedrichstraße Berlin auffällig geworden. Wer sich informieren will, liesst den VORWÄRTS, oder greift auf die deutschsprachige Presse aus dem Ausland zu, so er denn nicht ausreichend Englisch kann- dann natürlich BBC