Rechtsextreme Vereinigung

Verbot der „Hammerskins“: Wie Innenministerin Faeser das begründet

Jonas Jordan19. September 2023
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat das Verbot der Neonazi-Gruppierung „Hammerskins“ begründet.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat das Verbot der Neonazi-Gruppierung „Hammerskins“ begründet.
Das Bundesinnenministerium hat die Neonazi-Gruppe „Hammerskins“ verboten. In zehn Bundesländern durchsuchte die Polizei Wohnungen von führenden Mitgliedern. Die Gründe für das Verbot erläuterte Bundesinnenministerin Nancy Faeser.

Schon am Morgen sprach Bundesinnenministerin Nancy Faeser in einem Post im sozialen Netzwerk X von dem Verbot der Hammerskins Deutschland als einem „harten Schlag gegen den organisierten Rechtsextremismus“. In einem Pressestatement am Mittag begründete die SPD-Politikerin noch einmal ausführlicher, warum das Bundesinnenministerium den rechtsextremistischen Verein einschließlich seiner regionalen Chapter und seiner Teilorganisation „Crew 38“ auf Grundlage des Vereinsgesetzes verboten hat.

Faeser: „Das war gefährlich für die demokratische Grundordnung“

„Mit diesem Verbot beenden wir in Deutschland das menschenverachtende Treiben einer international agierenden Neonazivereinigung. Damit senden wir ein klares Signal gegen den organisierten Extremismus, gegen Rassismus und gegen Antisemitismus“, sagte Faeser. Denn der Verein habe bislang eine einflussreiche Rolle innerhalb der rechtsextremen Szene in Deutschland gespielt. „Sie sahen sich gerne als Elite der rechtsextremistischen Szene an. Das war gefährlich für die demokratische Grundordnung“, sagte Faeser.

Die „Hammerskins Deutschland“ sind ein Ableger der im Jahr 1988 in den Vereinigten Staaten von Amerika gegründeten „Hammerskins Nation“. Weltweit bezeichnen sich die Mitglieder dieser Vereinigung als „Brüder“ und verstehen sich als elitäre „Bruderschaft“. In Deutschland umfasst die Gruppierung laut Bundesinnenministerium rund 130 Mitglieder. Kernelement ihres Gedankenguts ist die Propagierung einer an die NS-Ideologie angelehnten RassenlehreZweck der Vereinigung „Hammerskins Deutschland“ ist es laut Bundesinnenministerium daher, ihre rechtsextremistische Weltanschauung auszuleben und zu verfestigen. Dies erfolgt insbesondere durch Konzertveranstaltungen. Hier werden auch Nicht-Mitglieder mit rechtsextremistischem Gedankengut konfrontiert, ideologisiert und radikalisiert.

Razzia in zehn Bundesländern

Finanziert hat sich die international vernetzten Gruppierung insbesondere durch den Vertrieb von Tonträgern mit rechtsextremistischer und antisemitischer Musik, die Organisation rechtsextremistischer Konzerte und den Verkauf von rechtsextremistischen Merchandise-Artikeln. Für Faeser machte das Handeln der „Hammerskins Deutschland“ deutlich: „Der Rechtsextremismus bleibt die größte Gefahr für die demokratische Grundordnung in Deutschland. Entsprechend handeln wir mit aller Entschiedenheit, um rechtsextremistische Strukturen zu zerschlagen.“

In zehn Bundesländern (Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen) wurden daher seit dem Morgen die Wohnungen von 28 mutmaßlichen Führungspersonen durchsucht. Dabei waren laut Faeser mehr als 700 Kräfte im Einsatz. Neben dem Vereinsvermögen seien auch erhebliche Mengen an rechtsextremitstischen Devotionalien beschlagnahmt worden. Die Bundesinnenministerin dankte den Ländern sowie den „amerikanischen Partnern“ für die „großartige Zusammenarbeit“.

20. Verbot einer rechtsextremistischen Vereinigung

Bei dem Verbot der „Hammerskins Deutschland“ handelt es sich um das 20. Verbot einer rechtsextremistischen Vereinigung durch das Bundesinnenministerium. Bei den umfangreichen Vorbereitungen haben Bund und Länder intensiv über ein Jahr lang kooperiert. Das Bundesinnenministerium hat bei diesem Verbot einer rechtsextremistischen und rassistischen Organisation eng mit amerikanischen Partnerbehörden zusammengearbeitet.

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Kommentare

ein für sich betrachtet sehr gelungene Aktion, gut gemacht-

gerade im Wahlkampft, der ja nun schon der Zielgerade nahe kommt, wird damit noch einmal deutlich unterstrichen, wo der Schwerpunkt z gesetzt werden muss. Ein prima Timing!. Dann aber nahezu zeitgleich das Debakel um das Wahlrecht für alle anwesenden- damit verpufft die Wirkung dieser Aktion gegen Rechts gleich wieder , und schlimmer noch, der Verlust an Zutrauen der Wählerschaft wirkt schwerer, als der durch den Schlag gegen Rechts. Das Wahlrecht für alle anwesenden ist ja nicht per se abzulehnen, ich bin sehr dafür und verspreche mir damit gerade für die Partei einen enormen Zugewinn. Aber mit solchen Dingen befasst man sich doch tunlichst nachdem man im Amt ist. Sehr schade- ich hoffe, das kann in den kommenden Tagen noch wettgemacht werden