Kommunalpolitik

Wo die SPD mit der AfD stimmte – und welche Konsequenzen das hatte

Kai Doering15. September 2023
Auch die SPD stimmte schon in der Kommunalpolitik mit der AfD. Das hatte aber immer Konsequenzen für die handelnden Personen.
Auch die SPD stimmte schon in der Kommunalpolitik mit der AfD. Das hatte aber immer Konsequenzen für die handelnden Personen.
CDU-Vertreter raten zu einem „pragmatischen Umgang“ mit der AfD in den Kommunen. Auch SPD-Vertreter*innen haben bereits mit den Rechtspopulist*innen gestimmt. Die Reaktion war stets eindeutig.

Nach den umstrittenen Äußerungen von CDU-Chef Friedrich Merz zu einer möglichen Zusammenarbeit mit der in Teilen rechtsextremen AfD auf kommunaler Ebene hat Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer nachgelegt. In der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ riet er zu einem „pragmatischen Umgang“ mit der AfD. Diesen pflegte die CDU in den vergangenen Jahren bereits öfter. Immer wieder kam es zu einer Zusammenarbeit in Stadträten und Kreistagen.

Doch auch SPD-Vertreter*innen machten bereits mit der AfD gemeinsame Sache. Der große Unterschied: In allen Fällen wurden die Akteur*innen vor Ort von der Parteispitze zurückgepfiffen. Meist stand am Ende ein Parteiaustritt.

Parteiordnungsverfahren in Thüringen

Als im Februar dieses Jahres der Bürgermeister von Hildburghausen (Thüringen) Tilo Kummer (Linkspartei) von den Bürger*innen abgewählt wurde, ging das auf einen Antrag zurück, den Stadträt*innen von zwei Wähler*innengemeinschaften, einer rechtsextremen Gruppierung sowie von SPD und AfD beschlossen hatten. Die Reaktion des SPD-Landesvorsitzenden kam postwendend. „Das gemeinsam u.a. mit der AfD und Rechtsextremen initiierte Abwahlverfahren ist nicht mit den antifaschistischen Grundwerten unserer Partei vereinbar“, erklärte Georg Maier.

Der Landesvorstand der Thüringer SPD hatte bereits zuvor ein Parteiordnungsverfahren gegen die beiden SPD-Stadträte eingeleitet, die für den Bürgerentscheid zur Abwahl gestimmt hatten. Eine weitere Stadträtin war bereits zuvor aus der SPD ausgetreten.

Ein Rücktritt und ein Austritt

Im rheinland-pfälzischen Neuwied stand SPD-Bürgermeister Michael Mang 2020 kurz vor der Abwahl durch den Stadtrat. Dass es nicht soweit kam, verdankte der Sozialdemokrat den Stadträt*innen der AfD, die sich in der entscheidenden Abstimmung enthielten. Die für die Abwahl notwendige Zwei-Drittel-Mehrheit wurde so verfehlt. Mang soll sich zuvor mit den AfD-Stadträt*innen getroffen und das Vorgehen abgesprochen haben. Das nutzte dem Sozialdemokraten jedoch nichts: Die rheinland-pfälzische SPD drängte Mang zum Rücktritt.

Ganz ähnlich lief es im selben Jahr in Höchstadt (Bayern). Der stellvertretende Bürgermeister Günter Schulz wurde hier 2020 nur knapp wiedergewählt. Die entscheidende Stimme kam von der AfD, worin Schulz kein Problem sah. Die bayerische SPD um die damalige Landesvorsitzende Natascha Kohnen drängte Schulz zum Rücktritt. Er trat daraufhin auch aus der SPD aus.

Anträge zurückgezogen, Zusammenarbeit beendet

Eine deutliche Reaktion der Landes-SPD gab es 2019 auch in Mecklenburg-Vorpommern. In Sassnitz auf Rügen hatten die Vertreter*innen der SPD mehrere Anträge gemeinsam mit der AfD in den Stadtrat eingebracht und sich auch einen Ausschussvorsitz mithilfe der Rechtspopulist*innen gesichert. Als die Landespartei davon Wind bekam, schritt Generalsekretär Julian Barlen ein. „Unsere Haltung als SPD ist klar. Wir akzeptieren keine Kooperation mit der AfD“, erklärte Barlen und forderte die Stadträt*inne auf, die Anträge zurückzuziehen, was diese auch taten. Die Zusammenarbeit mit der AfD wurde sofort beendet.

Ohne Konsequenzen blieb dagegen ein Vorfall in Waren an der Mecklenburgischen Seenplatte. Hier stimmten im Januar 2020 Vertreter*innen von SPD, Linkspartei und Grünen im Finanzausschuss des Stadtrats einem AfD-Antrag zu. Es ging um die Bewirtschaftung der Wälder im Besitz der Stadt. „Grundsätzlich schließt die SPD eine Zusammenarbeit mit der AfD aus“, hieß es damals dazu von der Landespartei.

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Kommentare

"Grundsätzlich schließt die SPD eine Zusammenarbeit mit der AfD

aus", und das ist auch gut so, wenn auch. Grundsätzlich immer inkludiert, dfass im Einzelfall auch einmal abgewichen werden kann, vom Grundsatz.

Das ist nicht schön, scheint aber - sh MV- unvermeidbar , und wenn es um die Waldbewirtschaftung geht, sehe ich das auch nicht so kritisch. Den Bäumen und der dort ansässigen Fauna wird es gleich sein, ob günstige Bewirtschaftungsmethoden und daraus resultierend ein gutes Leben im Walde auch mit den Stimmen der AfD zustande gekommen ist, wenn es denn überhaupt zustande gekommen ist.

Afd

Man kann auch Alles verteufeln , wo ein A , ein F und ein D drin ist.
Ob es dann aber im Sinne des Fortschritts ist, soziale Belange nicht zum tragen kommen oder irrsinnige Kosten dadurch entstehen , das muss man dabei bedenken!

Zusammenarbeit mit AfD

Geht gar nicht. In meinem Wohnort hatte die CDU ab 1977 teilweise die alleinige Hoheit über das Geschehen und die Entwicklung der Stadt. Und machte folgendes: Sinnvolle Anträge der Opposition wurden abgelehnt, auch auf Gefahr der Verzögerung einer dringlichen Entscheidung. Aber ein halbes Jahr später kam von der CDU ein Antrag ins Stadtparlament, der genau dem abgelehnten Antrag der Opposition entsprach, nur sprachlich ein wenig verändert. Und im Wahlkampf verkaufte die CDU das dann als ihre alleinige Idee...... das Wahlvolk glaubte es. Ist doch eine Möglichkeit, mit den Anträgen der AfD umzugehen, so sie sinnvoll sind. Alles andere macht die Nazzen hoffähig.

die SPD machte das doch genauso

es wurden Anträge zum Beispiel von der Linken abgelehnt, weil sie von der Linken kamen...
später kam der Antrag dann von der SPD.

Auch wenn solche Sachen in Koalitionsverträgen ausgeschlossen wurden (Mindestlohn), aber eigentlich eine Mehrheit im Parlament dafür ist, geht das vielen Bürgern gehörig auf den Keks.
Ich glaube, Koalitionen werden nicht so verstanden, wie Politiker die immer gerne sehen wollen.
Wenn der Mindestlohn so wichtig ist, das Olaf Scholz wenig später damit Wahlkampf macht (Respekt), warum bleibt man dann in der GroKo?
Am Verlust der Akzeptanz von Politik und Demokratie schraubt die SPD fleissig mit. Das Desaster mit der "Heizungswende" hat die Ampel verursacht - in meinem Bekanntenkreis kann ich doch nicht mehr SPD in Zusammenhang mit Klimapolitik sagen, ohne ausgelacht zu werden.

aNTRÄGE DER aFd ABLEHNEN

Das heißt aber auch, dass über Anträge aller Parteien die sich auf dem Boden des Grundgesetzes befinden,nach gewisswenhafter Prüfung entschieden wird!!

Keine Zusammenarbeit mit der AfD

Anträge der AfD ablehnen und dann später in veränderter Form selbst einbringen ist bestimmt nicht schön, aber sehr zweckmäßig!!

Und: DER ZWECK HEILIGT DIE MITTEL!!!

Nicht konsequent genug

Die Aussage "In allen Fällen wurden die Akteur*innen vor Ort von der Parteispitze zurückgepfiffen. Meist stand am Ende ein Parteiaustritt.", ist meiner Meinung nach nicht ausreichend durchgezogen worden. Dass bspw. in Mecklenburg-Vorpommern einfach nur Anträge wieder zurückgezogen worden sind, nachdem man anscheinend bereit war mehrfach gemeinsame Sache mit der AfD zu machen ist zu wenig. Das lässt ja schon auf eine gewisse Haltung einiger Akteur*innen der SPD dort schließen, die konsequent unterbunden werden sollte.